Demo gegen Islamzentrum: "Wir sind keine Nazis"

DEMO GEGEN ISLAMZENTRUM IN FLORIDSDORF
DEMO GEGEN ISLAMZENTRUM IN FLORIDSDORF(c) APA/ROLAND SCHLAGER (Roland Schlager)
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In Wien-Floridsdorf haben sich etwa 200 Leute im Regen versammelt, um mit Unterstützung von HC Strache gegen ein Islamzentrum zu protestieren. An der Gegendemo nahmen 250 Personen teil.

WIEN. Gesperrte Straßenzüge, Absperrgitter, Wega-Polizisten, Dutzende Einsatzfahrzeuge: Die Gegend um den Floridsdorfer Spitz glich Freitagnachmittag einer Hochsicherheitszone. Die Bürgerinitiative gegen ein Islamisches Zentrum in der Rappgasse hielt eine Protestkundgebung vor dem Amtshaus ab. In Sichtweite, aber durch einen abgesperrten Korridor getrennt, standen Gegendemonstranten und protestierten lautstark gegen die ihrer Meinung nach „rechtsextreme Hetze“.

Vor dem Amtshaus tummelt sich schon eine Stunde vorher ein Dutzend kahl geschorener Jugendlicher mit Bomberjacken. „Wir sind Patrioten“, sagen sie in ein Mikrofon. Daneben stehen Pensionisten in kurzen Hosen und Schlapfen, zwei ältere Herren, die mit Rollstühlen herangekarrt wurden, ein Anzugträger mit Aktentasche, Zivilpolizisten und junge Männer in FPÖ-Jacken. Aus den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser starren Neugierige. Nur knapp 150 Besucher sind an diesem Nachmittag zur Protestkundgebung gekommen.

Demo-Gegner: „Ein Flop“

Gerade in dem Moment, als Hans Jörg Schimanek, Bezirksrat in Floridsdorf, die Bühne betritt, beginnt es in Strömen zu regnen. „Die Ungewaschenen, die Demonstranten da drüben, die brauchen den Regen eh“, wettert er. Man habe ja prinzipiell nichts gegen den Bau eines islamischen Kulturzentrums, aber: „Die sollen dorthin gehen, wo sie niemanden stören.“ Das erste Mal brandet Applaus auf. Dann tritt Leopoldine Weidinger, Gründerin der Bürgerinitiative gegen das Zentrum in der Rappgasse, auf. „Wir fordern eine Standortverlegung und eine Bürgerbeteiligung.“ Sie kritisiert, dass die Baupolizei vorerst eine Sperre verfügt hat, aber dennoch Gebete in den Räumen stattfinden.

Auch Rudolf Gehring, Präsidentschaftskandidat und Gründer der Christen-Partei, spielt auf den Regen an: „Der Himmel weint, weil uns die Politiker im Regen stehen lassen.“

Der Niederschlag wird schwächer, als FP-Chef Heinz-Christian Strache unter lautem Getöse der Gegendemonstranten das Wort ergreift.

Er habe Respekt vor allen Religionen, auch vor dem Islam, trete aber gegen Fundamentalismus auf. "Wir sind keine Nazis und Rechtsextremisten, sondern aufrechte Demokraten", sagte der FP-Chef.

„Das Haus Österreich gehört uns Österreichern, wir wollen keine Burkas und keine Vollvermummungen“, sagt er, beschirmt von mehreren Leibwächtern. Er wettert aber auch gleich gegen die „roten Bonzen“. Seine Rede wird immer wieder von heftigem Applaus unterbrochen, bevor er mit den Worten „Der echte Wiener geht nicht unter“ abtritt.
Hundert Meter weiter halten die Gegendemonstranten ihre Kundgebung ab. Sie sind leicht in der Überzahl und sprechen von einem „Flop“ für die Zentrumsgegner.
Laut Polizei gab es bei den Kundgebungen keine Zwischenfälle, danach soll es aber zu kleineren Handgreiflichkeiten gekommen sein.

(Presse-Printausgabe vom 19. Juni 2010)

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