Als „Spiegel des Paradieses“ galt Isfahan, die Residenzstadt der Safawiden-Herrscher. Der märchenhafte Königsplatz ist bis heute ihr Herzstück.
Kulturschätze

Was Trump zerstören will

Der US-Präsident droht damit, als Vergeltungsschlag iranische Kulturgüter zu vernichten. Was in der Geschichte nicht selten geschah, gilt heute laut Völkerrecht als Kriegsverbrechen. Welche Schätze stehen auf dem Spiel?

Sehr schnell, sehr hart“ werde er den Iran treffen, twitterte Donald Trump am Samstag. 52 Ziele habe er im Visier, darunter „einige, die wichtig für die iranische Kultur sind“. Sie würden zerstört, sollten die Iraner, als Vergeltung für die Tötung ihres Generals Soleimani, auch nur einen Amerikaner oder US-Vermögenswert angreifen. Am Sonntag bekräftigte Trump vor Journalisten seinen Plan. Womit der Präsident hier droht, ist laut Völkerrecht ein Kriegsverbrechen. Es überschreitet auch im Rahmen bewaffneter Konflikte die Grenzen des menschlich Akzeptablen, so wie der Einsatz von Chemiewaffen oder die gezielte Bombardierung von Zivilisten. 2016 verurteilte der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Milizführer al-Faqi al-Mahdi zu neun Jahren Haft, weil er in Timbuktu Mausoleen und eine Moschee zerstört hatte.

Die Staatengemeinschaft ächtet die mutwillige Vernichtung von Kulturgütern in der Genfer Konvention von 1949 und einer Resolution des UN-Sicherheitsrats von 2017 – beides von den USA mit betrieben, beides unterzeichnet. Und ihre Politiker klagten laut, als islamistische Terroristen sich an großen Kulturgütern vergingen: die Taliban an den Buddhastatuen von Bamiyan, der IS an Palmyra und an der Nuri-Moschee in Mossul. Was steht nun auf dem Spiel?

Die Oasenstadt Yazd
Die Oasenstadt Yazdimago images/ZUMA Press

Persepolis, Yazd und Isfahan

22 Stätten hat die Unesco, der Trump im Vorjahr den Rücken kehrte, als Kulturerbe der Menschheit im Iran geschützt. 50 weitere stehen auf der Vorschlagsliste. Die Perser herrschten über eines der größten Reiche der Antike, das sich von Ägypten bis zum Indus erstreckte. Auf den Reliefplatten der Paläste in Persepolis bringen die Delegationen, von Höflingen an den Händen geleitet, Geschenke zum Neujahrfest: Araber und Griechen, Skythen und Inder, jeder in seiner Tracht und typischen Gestik. Vor der Audienz im „Saal der 100 Säulen“, dem größten der alten Welt, verweilten sie im „Tor aller Nationen“, dem eindrucksvollsten Wartezimmer der Architekturgeschichte. Schon die Königsstadt wurde Opfer eines Vergeltungsschlags: Alexander der Große brannte sie nieder, als Rache für die Zerstörung der Akropolis durch Xerxes. Vor allem deutsche Archäologen ließen sie in Teilen wieder neu erstehen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Themenbild
Iran

Rosenwasser und Unterdrückung

Kultur ist das Zauberwort für Iran-Reisende. Die imposanten Kulturschätze und der Zauber des Orients faszinieren. Aber soll man in ein Land reisen, in dem eine Mullah-Diktatur das Volk unterdrückt?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.