Kommentar

Kinder zahlen für unnötige Fehler im Gesundheitssystem

Ausgerechnet wenn Wiens Kinder aus dem Urlaub zurückkehren, werden Kinderstationen gesperrt.

Es sind unerfreuliche Nachrichten aus Wiens Gesundheitssystem: Zu Schulbeginn, wenn Kinder mit ihren Eltern vom Urlaub zurück in Wien sind, sperrt der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) wichtige Kinderstationen; und redet von „Routinevorgängen“. Eltern aber wissen: Nirgendwo verbreiten sich Krankheiten so schnell wie in Klassenzimmern, in denen viele Kinder auf engem Raum sitzen. Vor allem während der Grippesaison, die nun beginnt.

Dabei wäre ein solches Szenario durchaus bewältigbar – mit intelligenter Planung. Das dürfte aber nicht die Kernkompetenz des KAV sein. So waren (wie KAV-Mediziner der „Presse“ erklären) während der Feiertage Abteilungen fast überbesetzt – weil viele potenzielle Klienten (Kinder) auf Urlaub waren. Kaum sind alle Kinder zurück, werden Kinderabteilungen gesperrt – weil dieses Personal die Überstunden der Feiertage abbauen muss.

Generell sind Kinder von Fehlplanungen im KAV besonders betroffen. Die Kinderpsychiatrie wurde in der Vergangenheit ausgehungert, Kinderabteilungen gesperrt, dazu hat der KAV von 2015 bis 2018 382 Ärztestellen gestrichen, die nun fehlen. Dabei hätte die KAV-Führung nur auf die Lebensweisheit des TV-Moderators Joki Kirschner hören müssen: „Man muss rechtzeitig drauf schauen, dass man's hat, wenn man's braucht.“

martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2020)

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