Eklat

„Umweltsau“-Lied wird zum Politikum

Das umstrittene Kinderlied spaltet weiter – und beschäftigt nach WDR-internen Querelen auch die Politik.

Es brodelt im WDR: Nachdem kurz nach Weihnachten ein Video mit einem Kinderchor, der „Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“ singt, die Gemüter erhitzt hat, ist WDR-Intendant Tom Buhrow nun mit scharfer Kritik bis hin zu Rücktrittsforderungen von zwei Seiten konfrontiert: Auf der einen Seite von Kritikern aus dem überwiegend rechten politischen Spektrum, die das „Umweltsau“-Lied als linke Agitation werten. Auf der anderen Seite von TV-Autoren und Redakteuren – weil Buhrow einer rechten Propaganda-Kampagne nachgegeben habe, als er sich für das Video entschuldigte.

Am Dienstag musste sich Buhrow in einer Redakteursversammlung der Kritik seiner Mitarbeiter stellen. Buhrow habe „einem offenbar von Rechtsextremen orchestrierten Shitstorm“ nachgegeben und sei seinen Redakteuren in den Rücken gefallen, hieß es in einem Schreiben der WDR-Redakteursvertretung im hauseigenen Intranet. Eine Gruppe von über 40 Fernsehautoren (etwa vom „Neo Magazin Royale“ und der ZDF-„Heute Show“) sieht das ähnlich und bekundet Solidarität: Buhrow sei in eine Falle rechter Internettrolle getappt.

Kinderlied ohne Kontext

Buhrow selbst stellte vergangene Woche schon in einem „Spiegel“-Interview klar: Es habe orchestrierte rechte Kritik am „Umweltsau“-Video gegeben – aber auch Hunderte Senioren und Enkel, die sich tatsächlich angegriffen gefühlt haben. „Soll ich denen sagen: Sie sitzen einer rechten Instrumentalisierung auf und Ihre Gefühle sind deshalb irrelevant?“

Die Debatte erreicht nun auch den nordrhein-westfälischen Landtag: Die AfD verlangt von der Landesregierung einen Bericht darüber, was sie „gegen die Spaltung der Gesellschaft“ tun wolle.

Das Lied, das die Empörung ausgelöst hat, sollte dabei ursprünglich gerade den Konflikt, der sich zwischen jungen Umweltschützern und älteren Generationen entwickelt hat, aufs Korn nehmen. Zu hören war es erstmals bereits im November in einer Satireshow des Radiosenders WDR5, in der darüber gewitzelt wurde, wie es wohl klingen könnte, wenn Kinder ihre Großeltern „denunzieren“ und deren Klimasünden bei einer „Fridays for Future“-Hotline melden. Dieser Kontext fehlte im Video, das dann Ende Dezember erschien, und in dem der WDR-Kinderchor das „Umweltsau“-Lied singt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2020)

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