Nachhilfe für die Eltern, bitte!

Drei Viertel der Eltern müssen mit ihren Kindern lernen, Nachhilfe kostet sie 126 Millionen Euro. Dabei könnten sie den Horror selbst mindern.

Sicher, es ist ein Armutszeugnis für Politik und Schulen, dass Eltern auch heuer wieder knapp 130 Millionen Euro in Nachhilfe stecken. Nicht zu vergessen die tausenden Stunden, die Eltern mit ihren Kindern „hinterherlernen“, damit es doch noch klappt mit dem Vierer. Ein Wahnsinn, dass drei Viertel der Schüler offenbar nicht ohne die Hilfe von Dritten vorwärtskommen. Oder?

Ja, manche Lehrer sind pädagogische Irrlichter. Andere, die Mehrheit, leisten gute Arbeit. Sie bringen auch noch Schüler weiter, die gar nicht für den Schultyp geschaffen sind, den sie gewählt haben. Oder genauer: den ihre Eltern gewählt haben. Denn wer kennt nicht zahlreiche Schüler, die zwar vif sind, aber eben nicht begabt in Griechisch und Latein? Die aber trotzdem im humanistischen Gymnasium sitzen, wegen des Prestiges? Oder Schüler im Neusprachlichen, die eigentlich mathematisch interessiert sind? Aber die Eltern sagen ja, wo's langgeht. In Städten natürlich auch lieber in einer AHS statt in der Hauptschule. Eltern müssen dann mit den – zeitlichen und finanziellen – Konsequenzen der Nachhilfe leben. Ihren Kindern tun sie damit oft keinen Gefallen, eher setzen sie deren Talente, Motivation und Erfolg aufs Spiel.

Die Politik kann sich trotzdem nicht zurücklehnen. Lehrer müssen noch besser ausgewählt und fortgebildet werden. Und Eltern und Schüler besser über die richtige Schulwahl informiert werden. Denn die ist Gold – und Geld – wert. (Bericht: S. 3)


regina.poell@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2010)

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