Dramatik

Heiße Hassliebe fürs Burgtheater

Der letzte öffentliche Auftritt des Dichters: Thomas Bernhard an der Rampe, dahinter Claus Peymann nach der Premiere von „Heldenplatz“ am 4. 11. 1988 im Burgtheater.
Der letzte öffentliche Auftritt des Dichters: Thomas Bernhard an der Rampe, dahinter Claus Peymann nach der Premiere von „Heldenplatz“ am 4. 11. 1988 im Burgtheater.(c) Erwin Schuh / picturedesk.com (Erwin Schuh)
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Thomas Bernhards Spätwerk „Heldenplatz“ ist längst ein moderner Klassiker. 31 Jahre nach der Uraufführung in Wien kommt das Stück nun endlich auch nach Graz.

Frau Zittel nimmt ein Bügelbrett, klappt es auf und fängt an, Hemden zu bügeln“: So lautet eine Regieanweisung für die erste der drei Szenen in Thomas Bernhards Schwanengesang „Heldenplatz“. Und dann legt die Wirtschafterin des vor Beginn des Stücks verstorbenen Professors Josef Schuster richtig los, bügelt rhetorisch alles nieder, was sich ihrem Bernhardschen Furor in den Weg stellt. Sie schimpft etwa über Graz, wo angeblich nur Alte und Dumme leben, wie der Professor immer gesagt habe. In Graz sei nur der Stumpfsinn zu Hause. Als das Hausmädchen einwendet, der Professor habe ihr versprochen, sie einmal nach Graz mitzunehmen, erwidert Frau Zittel: „In Graz muss niemand gewesen sein.“

Jetzt wird es aber doch passieren: 11.389 Tage nach der Uraufführung am Burgtheater wird „Heldenplatz“ tatsächlich zum ersten Mal in Graz aufgeführt worden sein. Die Premiere am Schauspielhaus unter der Regie von Franz-Xaver Mayr ist für heute, Freitag, geplant. Das zeigt nicht nur die Aufgeschlossenheit der Grazer für moderne Klassiker. Es zeugt vor allem auch von der langlebigen Widerstandskraft dieses Stücks von Thomas Bernhard, der am 12. Februar 1989 mit nur 58 Jahren gestorben ist. Drei Monate zuvor hatten er und der fast noch frische Burgtheater-Direktor Claus Peymann mit tatkräftiger Hilfe ihrer Gegner Wien einen der herrlichsten Theaterskandale beschert.

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