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Fridays for Future greift Siemens an

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Symbolbild. (c) imago images/Jannis Große (Jannis Grosse, Jannis Groxe vi)
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Umweltschützer kritisieren die Beteiligung an einem Kohleminenprojekt.

München. Kohle gilt als Klimakiller schlechthin, weshalb zahlreiche Finanzinstitute und Versicherer keine Investments in diesem Bereich mehr finanzieren oder versichern wollen. Umweltschützer beobachten mit Argusaugen, ob es noch Unternehmen gibt, die Kohleförderung in irgendeiner Form unterstützen. Nun haben sie den Industriekonzern Siemens ins Visier genommen.

Die Organisation Fridays for Future appelliert an Siemens-Chef Joe Kaeser, die Lieferung einer Zugsignalanlage für ein Kohlebergwerk in Australien zu stoppen. Kaeser hatte aber ohnedies bereits Mitte Dezember angekündigt, das Projekt auf den Prüfstand zu stellen. „Ich werde mir die Sache sorgfältig ansehen und mich bald zurückmelden“, schrieb er damals auf Twitter. Der indische Adani-Konzern will in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt errichten, das jährlich bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle fördern soll. Die australische Carmichael-Kohlemine im nordöstlichen Bundesstaat Queensland wird von Umweltschützern seit Jahren bekämpft.

Siemens nennt das Volumen seines Auftrags nicht, in Kreisen ist aber von einer Dimension von rund 20 Millionen Euro die Rede: Um die abgebaute Kohle zum Hafen in Abbot Point zu transportieren, benötigt man eine 200 Kilometer lange Eisenbahnstrecke, für die Siemens die Signalanlage liefern soll. Abbot Point liegt in der Nähe des weltberühmten Great Barrier Reef. Befürworter argumentieren, die Mine bringe Tausende Arbeitsplätze nach Queensland. Umweltschützer warnen, die Verbrennung der Kohle in Indien und China werde die Klimaerwärmung verschlimmern; zudem seien vor Ort zahlreiche Tierarten bedroht.

Die Regierung von Queensland hatte Mitte Juni die Genehmigung für den von Adani vorgelegten Plan zum Grundwasserschutz erteilt und damit die letzte große Hürde aus dem Weg geräumt. Adani kündigte die Aufnahme der vorbereitenden Arbeiten an. Adani-Chef Gautam Adani hatte die Kohleförderung im Juli verteidigt: Die erneuerbare Energie sei gut für das Land, „aber sie deckt unser Grundbedürfnis nicht“. (b. l./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2020)

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