Gegengift

Was folgt auf den Tag der Demut? Hoffentlich Hausverstand!

Bei den türkis-grünen Regierungserklärungen herrschte modisches Understatement. Warten wir also auf das Hochkrempeln der Ärmel.

Selbstverständlich hat die Abteilung Mode in den Boutiquen des Gegengiftes am Freitagmorgen im ORF die Regierungserklärungen der jungen Koalitionspartner im provisorischen Quartier des Nationalrats angesehen. Auffällig war, dass weder der Bundes- noch der Vizekanzler im Outfit ein türkises oder grünes Signal setzte. Sebastian Kurz, den man oft auch im offenen Hemd sieht, trug zum blauen Anzug eine dezente Krawatte, Werner Kogler zum dunklen Anzug keine. Aber er hatte die Ärmel nicht hochgekrempelt. Ein Patt also in der Eleganz. Wo sind die Jahre hin, in denen weiße Turnschuhe das Markenzeichen grüner Politiker waren oder schwarze Außenminister bei Auslandsausflügen bunte Kurzhosen vorführten? Die neue Bundesregierung übt zumindest in der Kleidung Zurückhaltung. Und als Kurz im Parlament festlich redete, machte er das sogleich auch begrifflich: „Ein Tag der Demut“ sei dieser 10. Jänner 2020.

Das schöne althochdeutsche Wort „diomuti“, impliziert Mut zur Gesinnung eines Dienenden. Sie setzt voraus, dass es Herren und Knechte gibt. In Religionen (und mancher Philosophie) gilt sie wohl gerade deshalb als Tugend. Sie ist praktisch. Wer sie hat, fällt nicht so tief wie der Hochmütige.
Wir Altmodischen in Erdberg wünschen Kurz & Kogler also, dass sie bei all ihrem Dualismus geerdet bleiben. Mögen sie stets eine Regel des heiligen Benedikt von Nursia beherzigen: „Durch Selbsterhöhung steigen wir hinab und durch Demut hinauf.“

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