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Solarenergie

Auf die Dächer, fertig, Strom!

Eine Million Solardächer: So lautet das neue Ziel der österreichischen Klima- und Energiestrategie #mission2030. Will man das erreichen, führt an der Fotovoltaik kein Weg vorbei. Und wie kann das aussehen?

Am Beginn des Dokumentarfilms „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ (2010) fährt der deutsche Politiker und Vorsitzende des Weltrates für erneuerbare Energien, Hermann Scheer, im Taxi durch Los Angeles und ärgert sich über die zahllosen Hochhäuser, die viel Energie verbrauchen, aber keine erzeugen. All diese Gebäude könnten mit einer Fotovoltaikfassade Strom erzeugen. 1999 bekam Hermann Scheer für sein Engagement um die Energiewende den alternativen Nobelpreis. Mitte der Neunzigerjahre schaffte es seine Idee der 100.000 Solardächer für Deutschland in das Wahlprogramm der SPD. Die österreichische Klima- und Energiestrategie #mission2030 (2018) bediente sich erneut dieser politischen Idee und machte sie zum Leuchtturmprojekt.

Die vergangene Woche neu angelobte österreichische Bundesregierung geht es aufgrund der Dringlichkeit der Klimakatastrophe nun etwas engagierter an: eine Million Dächer. Die Fotovoltaik wird so ein wichtiger Lösungsteil des Ziels bis 2030, den gesamten nationalen Strombedarf aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Der Anteil an Solarstrom soll dann elf Terrawattstunden pro Jahr betragen; derzeit beträgt er 1,4. Linear gedacht, heißt das jedes Jahr rund eine Terrawattstunde zusätzlich an Solarstrom. Der starke politische Wille ist neu, die Erkenntnis und wissenschaftliche Grundlage jedoch nicht.

Schon 2018 ist in der „Fotovoltaik Technologie-Roadmap“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie zu lesen, „dass nahezu alle besonnten und baulich geeigneten Dach- und Fassadenflächen benötigt werden, um die gewünschten Solarstrommengen zu erzeugen“. So gingen die Studienautoren von einer Projektion aus, die für 2050 mit rund 30 Terrawattstunden Solarstrom kalkulieren. Technologiebedingt ist es schwierig, den Flächenbedarf genau anzugeben; anschaulicher als die Energiezahlen ist es aber. Wien hat zum Beispiel eine Stadtfläche von 415 Quadratkilometern, davon sind 53 Quadratkilometer Dachflächen. 34 Quadratkilometer sind sehr gut oder gut für die Nutzung von Solarthermie oder Fotovoltaik geeignet. Das theoretische Fotovoltaikpotenzial in Wien beträgt beachtliche 5,4 Terrawattstunden pro Jahr, das entspricht der Hälfte der gewünschten solaren Energie 2030.

Jedes Dach in Wien ist im Solarpotenzialkataster erfasst, dort kann auf Knopfdruck die mögliche Menge an solarer Energie nachgeschaut werden. In der Stadt ist die Entscheidungsfindung zum Bau einer Solaranlage sicher anstrengender als beim Eigenheim auf der grünen Wiese. So braucht es auch hier neue Modelle der Eigentümerschaft von dezentraler Stromerzeugung. Die Informationsplattform PV-Gemeinschaft.at ist eine gute Anlaufstelle und stellt Musterverträge für verschiedene Betreibermodelle zur Verfügung.

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