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Luftzüge der roten Rosa

Der Historiker Ernst Piper fügt dem bekannten öffentlichen Bild Rosa Luxemburgs weitere Facetten ihrer Persönlichkeit hinzu – durch die Auswertung von 2700 bisher unbekannten Briefen und Karten aus dem Nachlass.

In der Einleitung zu seiner Biografie über Rosa Luxemburg bekennt der Historiker Ernst Piper, der 1988 im Fragebogen der „Frankfurter Allgemeinen“ unter „Heldinnen in der Geschichte“ „Rosa Luxemburg und ihre Schwestern im Geiste“ vermerkte, er sei „als Wissenschaftler kein Neutrum“, sondern er stehe naturgemäß außerdem für gewisse Überzeugungen, die unweigerlich in seine Darstellung einfließen würden. Nun, jedwede andere Aussage ließe auch an bewusster Reflexion eigenen Tuns mangeln, an dieser aber fehlt es Ernst Piper mit Sicherheit nicht.

Seine Biografie zu Leben und Wirken Rosa Luxemburgs basiert auf wahrlich umfassenden Quellen; darunter findet sich zudem manch bisher Unveröffentlichtes aus dem Nachlass. Hervorzuheben sind die 2700 Briefe und Karten Rosa Luxemburgs, die zu dem bekannten öffentlichen Bild dieser politischen Denkerin weitere Facetten ihrer Persönlichkeit hinzufügen. Es ist Piper zu danken, dass er auch versucht, auf die Frau einzugehen, deren politisches Engagement durchaus im Widerstreit mit privaten Wünschen und Vorstellungen von einem erfüllten Leben liegen konnte, und dass er die Korrespondenz im Kontrast mit zeitgleichen Publikationen und/oder Ereignissen beleuchtet. Die genaue Wahrnehmung ihrer Umgebung in diesen Briefen erinnert an mehreren Stellen an literarische Prosa, weshalb jedem Interessierten auch die editierte Korrespondenz zur ergänzenden Lektüre empfohlen sei.

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