Die Welt bis gestern

Was bleibt, ist die Bürokratie

Die Verwaltungsverstrickung des modernen Menschen. Verfilmung von Franz Kafkas „Der Prozess“ mit Anthony Perkins und Romy Schneider (1962).
Die Verwaltungsverstrickung des modernen Menschen. Verfilmung von Franz Kafkas „Der Prozess“ mit Anthony Perkins und Romy Schneider (1962).(c) ullstein bild / Ullstein Bild / (ullstein bild)
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Früher sprach man von Machtablöse und Regimewechsel, heutzutage propagiert man das „neue Regieren“. Doch eine Säule bleibt bestehen: die Beamtenschaft.

„Österreich wird nicht regiert, sondern verwaltet.“ Der berühmte Satz des Fürsten Metternich war gar nicht so zynisch gemeint, wie er klingt. Der Verwaltungsapparat, auf den sich der Vormärz-Staatskanzler stützte, ging bereits zurück auf die Zeit Kaiser Josephs II., seine Berechtigung stand außer Zweifel. Irgendjemand musste schließlich die Steuern eintreiben und die stets aufmüpfigen Bürger überwachen. Gerade in einer Zeit von Umbrüchen – und welche Zeit kennt sie nicht? – braucht man die Beamtenschaft für die Ordnung in Gesellschaft und Staat.

Stürzt ein Regime, brechen ihm alle tragenden Elemente weg, bleibt oft nur eine einzige Säule: die Bürokratie. Wie ein Orchesterdirigent soll sie darauf achten, dass das Beziehungsgeflecht zwischen den Individuen nicht aus dem Takt gerät. Ob sie will oder nicht: Sie muss alles durchdringen. Verwalten bedeutet ja nicht nur Steuern einheben, sondern auch für Sicherheit und Finanzierung sorgen, planen, fördern, strukturieren, das Leben nicht riskant werden lassen, im weitesten Sinn also: für das Daseinsglück der Staatsbürger sorgen. Wenn es sein muss auch mit starker Hand, um nicht zu sagen: mit eiserner Faust.

Das Wirken einer guten Bürokratie vollzieht sich hinter den Kulissen, nur im Fall des Versagens, etwa wenn sie korrupt ist, kommt sie vor den Vorhang. Ansonsten entfaltet sie ihr geregeltes Wirken, auch ihre Einflussnahme, im Schatten. Das macht die Spurensuche für den Historiker nicht gerade leichter. Einer, der sich als Rechts- und Politikwissenschaftler ein Forscherleben lang auch mit dem Thema Bürokratie beschäftigt hat, hat seine zahlreichen Studien zum österreichischen Verwaltungsrecht nun endlich zu einem summum opus gebündelt: Raoul Kneucker. Er hat damit lang, bis zu seinem 82. Lebensjahr, gewartet und nun in geballter Altersweisheit ein Beispiel dafür geliefert, dass man das spröde anmutende Thema Bürokratie auf sehr verständliche, lesbare und auch durchaus amüsante Weise präsentieren kann.

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