Fertighäuser: Am liebsten fix und fertig

Fertighaeuser liebsten fertig
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Um gut zwanzig Prozent ist die Anzahl der verkauften Fertighäuser in Österreich im letzten Jahr gesunken, gab der Fertighausverband im Rahmen des Fertighausforums im Mai bekannt.

Weniger Häuser als früher, genauso viel Umsatz: Um gut zwanzig Prozent ist die Anzahl der verkauften Fertighäuser in Österreich im letzten Jahr gesunken, gab der Fertighausverband im Rahmen des Fertighausforums im Mai bekannt. Für die Verbandsmitglieder trotz der Entwicklung erfreulich: Einen Umsatzeinbruch bedeutete dies aber nicht.

„Weil teurere Häuser gebaut wurden, gab es sogar leichte Steigerungen“, sagt Geschäftsführer Christian Murhammer. Der Vorstandsvorsitzender und CEO der Elk-Fertighaus AG, Erich Weichselbaum, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Es gibt einen Trend hin zu einer steigenden Anzahl schlüsselfertiger Häuser. Es werden mehr Dienstleistungen rund um das Haus in Anspruch genommen.“ Höherwertige Modelle gehen gut, bestätigt Murhammer: „Wer solche herstellt, hat derzeit volle Auftragsbücher.“ Gebäude, in denen man selbst Fliesen legt oder Räume ausmalt, sind weniger gefragt.

Für diese Entwicklung mitverantwortlich sind Veränderungen des Kundenstocks: Häuslbauer mit wenig Eigenkapital, denen bis vor Kurzem noch Kredite gewährt wurden, sind weniger geworden. „Das kostengünstige Segment fällt derzeit eher aus“, sagt Friedrich Schachner, Geschäftsführer der Schachnerhaus GmbH.

Barrierefreie Bungalows

Die Häuser dürfen also teurer kommen, sollen aber auch praktisch und pflegeleicht sein. Zu tun hat das nicht zuletzt mit der Zielgruppe der „Best Ager“. Barrierefreiheit ist ein Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, wie Schachner auch in der Praxis feststellt: „Die Raumbedürfnisse gehen zurück und es gibt zunehmend den Wunsch, dass sich das Haus den Anforderungen des Alters anpassen lässt.“

Zu ebener Erde

Gleichzeitig sei auch eine größere Nachfrage nach Bungalows oder Wohneinheiten im Erdgeschoß festzustellen. „Ein ebenerdiges Haus ist zwar nicht die ökonomischste Lösung, aber bedürfnisgerecht“ stellt dazu Harald Enzensberger fest, der mit seinem Unternehmen B/A/Uvision Fertighausprojekte abwickelt. Ein weiterer Trend beim Fertighaus ist jener der Nachhaltigkeit. „Da kommt man derzeit nicht vorbei,“ sagt Murhammer. Er bricht eine Lanze für den nachhaltigen Fertighausbau: „Künftig werden Elemente wie eine Wärmepumpe und kontrollierte Wohnraumlüftung ganz selbstverständlich sein.“

Erich Weichselbaum bezeichnet Passivhäuser als den Trend der (nicht allzu fernen) Zukunft. In den ersten Monaten des Jahres 2010 waren 22 Prozent der verkauften Häuser bei Elk solche Gebäude. „Bis zum Ende des Jahres wird der Anteil auf rund 50 Prozent steigen“, prognostiziert der Experte für sein Unternehmen. Vor wenigen Jahren sei der Wert bei drei, vier Prozent gelegen.

Neben dem „klassischen“ Fertighaussegment Einfamilienhaus beschäftigt sich die Branche aber auch mit anderen Baubereichen. So war beim Forum der Ausbau von noch nicht genutzten Dächern in der Stadt ein Thema – und wie man ihn auch mit vorgefertigten Elementen bewerkstelligen kann. Außerdem beschäftigen sich Produzenten auch immer öfter mit dem Thema Umbau und (thermische) Sanierung.

Export ankurbeln

Weitere Gebiete, in denen sich Produzenten engagieren, um, wie Weichselbaum es formuliert „mehrere Standbeine zu haben“, sind Wohnbauprojekte oder Hotels und kostengünstige Motels, die von dem hohen Grad der Vorfertigung profitieren können. Oder die Ankurbelung der Exporttätigkeiten. So ist vor Kurzem ein Elk-Haus in Südkorea gelandet. Vielleicht stehen dann dort bald so einige Häuser „made in Austria“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2010)

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