Die Samengärtnerei geht demnächst wieder los, doch noch liegen sie im Schlaf, die kleinen Körner. Manche von ihnen brauchen Feuer, andere Kälte, um aufgeweckt zu werden.
Die Großartigkeit der Natur zeigt sich auch im winzig Kleinen, etwa wenn aus einem Samen eine Pflanze wird. Tatsächlich handelt es sich bei der Keimung um einen faszinierenden Vorgang, der mitunter nur unter ganz bestimmten Umweltbedingungen vonstatten geht und in staubfeinen Orchideensamen genauso abläuft wie in den Samen der bis zu 45 Kilo schweren Frucht der Seychellenpalme Coco de Mer. Alle Samen benötigen Wasser, Sauerstoff und ihnen genehme Temperatur, um austreiben zu können, doch bei genauerer Betrachtung ist die Angelegenheit viel komplizierter.
Zuerst zur Anatomie. Ein Same besteht, einfach ausgedrückt, aus einem „schlafenden“ Embryo, also einer befruchteten Eizelle, die wartet, austreiben zu dürfen. Sie wird vom Samenmantel beschützt und verfügt über einen Nährstoffspeicher, den die wurzellose Embryopflanze sozusagen als Jausenpaket zum Durchstarten benötigt. In jedem Samen schläft also ein Embryo – der Same befindet sich in einem Zustand, den die Fachwelt „Dormanz“ nennt. Doch was weckt ihn auf?