Ein Schritt nach vorne. Danach kamen zehn Meter im freien Fall. Und ein Aufprall auf dem Wasser, bei dem die Wirbelsäule zusammengestaucht wurde.
Selbstversuch

Wie ein Sprung ins harte Wasser enden kann

Es hätte ein Selbstversuch werden sollen, der Sprung vom Zehnmeterturm. Doch es lief nicht wie geplant. Und endete mit einem gebrochenen Wirbel im Unfallkrankenhaus.

Die Dame am Empfang des Unfallkrankenhauses wirkt genervt. „Was ist passiert?“ „Ich habe mich bei der Arbeit verletzt, als ich vom Zehnmeterturm gesprungen bin.“ „Was arbeiten Sie?“ „Ich bin Journalist.“ „Und da haben Sie recherchiert, wie man in ein Becken springt?“ „Nun, . . . ja.“ Da muss ich selbst ein bisschen lachen. Wobei, so wirklich zum Lachen zumute ist mir in diesem Moment eigentlich nicht.

Zehn Jahre „Presse am Sonntag“, da könnte man doch auch wieder den Selbstversuch ausgraben. Diese Reihe, in der ich eine Zeit lang alles Mögliche versucht habe – Essen in der U-Bahn, natürlich mit Besteck, im Bademantel in die Arbeit fahren oder im Schnee auf der Donauinsel ein Sonnenbad nehmen. Nur, so mein Gedanke, müsste es für das Jubiläum schon etwas Spezielles sein. Etwas, das dem Anlass würdig ist. Und irgendwann war sie dann eben da, die Idee. Sich trauen, vom Zehnmeterturm ins Wasser zu springen.

Zehn Meter. Das ist nicht einfach für jemanden, der schon penibel auf jeden Schritt achtet, wenn er am Ufer des Donaukanals spazieren geht, dort, wo kein Geländer Sicherheit gibt. Und nein, es ist weniger die Höhe. Am Willis Tower in Chicago auf der Glasplatte in 400Metern Höhe auf die Stadt schauen? Kein Problem. Da ist das Glas, da ist das Vertrauen. Es kann nichts passieren. Aber im Freien und ohne etwas, woran man sich anhalten kann, das ist so etwas wie die Mutter aller Ängste. Nur keinen Zentimeter zu weit nach vorne gehen. Nicht zu sehr nach unten schauen. Nur nicht herunterfallen. Nun, beim Sprung vom Turm geht es genau um diesen Zentimeter. Weg von der Kante. Um den Abschied vom festen Boden. Fallen lassen. Nur noch die Schwerkraft.

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