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Warum Kurz und Kogler serienreif wie Meghan und Harry sind

Die Konstellation zwischen Sebastian Kurz und Werner Kogler könnte von einem Drehbuchautor kaum besser konzipiert worden sein.
Die Konstellation zwischen Sebastian Kurz und Werner Kogler könnte von einem Drehbuchautor kaum besser konzipiert worden sein. APA/ROLAND SCHLAGER
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Der alte Junge und der junge Alte

Wer die Welt (auch) durch die Brille des gelegentlichen Serienkonsumenten betrachtet, war im Laufe dieser Woche zuerst einmal bestürzt darüber, wie sehr die Ereignisse rund um die Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani durch die USA an das Drehbuch von Serien wie „Homeland“ erinnern. An die dortigen Drohneneinsätze, bei denen in fensterlosen Kommandoräumen Präsident, Militärspitze und Geheimdienstpersonal auf Bildschirmen in Ego-Shooter-Ästhetik gezielte Tötungen in Echtzeit vornehmen lassen. An die Reaktionen der Offiziellen im Iran und den USA. An die verworrenen Verhältnisse zwischen den Staaten im Nahen und ferneren Osten. Die Wirklichkeit ist offenbar recht ähnlich, mit dem großen Unterschied, dass alle Toten echt sind, vor allem auch die 176 Passagiere der zivilen ukrainischen Passagiermaschine, die aus Versehen abgeschossen worden ist.

Das zweite Ereignis, das sogar Auswirkungen auf einen noch laufende Serie haben könnte, ist der Entschluss von Meghan und Harry, künftig für ihr Geld auch arbeiten zu wollen. Was wieder in einem anderen Serien-Kontext für die langjährige „Suits“-Darstellerin Meghan Markle weniger ein Problem sein dürfte als für ihren vom Prinzsein lebenden Ehemann. Der „Megxit“ könnte jedenfalls weiter Staffeln der Netflix-Serie „The Crown“ zur Folge haben. Da sich die Serie allerdings chronologisch durch die jüngere Geschichte der britischen Monarchie arbeitet, müssten noch einige Staffeln folgen, um dann auch tatsächlich bei der Geschichte von Harry und Meghan anzukommen.

In Österreich könnte die neue Regierung eine dankbare Vorlage für eine Politik-Serie á la „Borgen“ liefern. Denn die Konstellation zwischen Sebastian Kurz und Werner Kogler könnte von einem Drehbuchautor kaum besser konzipiert worden sein. Hier der deutlich jüngere Kanzler, der sich in Gestus und Worten wie ein älterer Mann gibt, betont formell, kein ungeplantes Wort und in einer ganzen Regierungserklärung ohne auch nur einen Halbsatz mit Augenzwinkern. Dort der Vize, äußerlich der Prototyp des alten, weißen Mannes, der aber betont informell agiert, beim Staatsakt improvisiert und witzig ist. Diese Konstellation des alten Jungen und des jungen Alten könnte locker eine Serie tragen. Ob auch eine Regierung, wird sich erst weisen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2020)

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