Wort der Woche

Cybersicherheit wird entscheidender

Cybersicherheit wird immer entscheidender für Wirtschaft und Gesellschaft. Da die Angreifer den Verteidigern stets einen Schritt voraus sind, ist viel Forschung in diesem Bereich nötig.

Vor einer Woche ist bekannt geworden, dass das österreichische Außenministerium Ziel eines schwerwiegenden Cyberangriffs geworden ist. Umgehend wurden Gegenmaßnahmen eingeleitet, bisher seien keine sensiblen Daten gestohlen worden, hieß es. Wer dahinter steckt, blieb bislang unklar – vermutet werden (halb-)staatliche Akteure aus dem Osten.

Versuche, sich unbefugt Zugriff auf Informationen zu verschaffen, sind nicht neu. In der Sonderausstellung „Spionage“ im Museum NÖ in St. Pölten werden (noch bis 19. Jänner) 39 spektakuläre Fälle dargestellt, die bis in die Antike zurückreichen: Die römischen Kaiser z. B. hielten sich eine Spionageeinheit namens Frumentarii (ehemalige Getreidehändler mit weitverzweigten Kontakten), der Barockgelehrte Athanasius Kircher ersann in Gebäude eingebaute Hörrohre, schon im 19. Jahrhundert wurden Knopfloch-Geheimkameras entwickelt, im Kalten Krieg gab es u. a. als Cocktailkirschen getarnte Abhörwanzen.

Was heute anders ist, sind die Methoden: Durch Digitalisierung und Vernetzung sind Spionage und – allgemeiner – das Kompromittieren von Daten viel umfassender und schneller möglich als jemals zuvor. Quasi im Monatstakt kommen neue „Angriffswaffen“ zum Einsatz, die immer schwerer zu entdecken und abzuwehren sind. Cyber Crime gehört mittlerweile zu den größten Risikofaktoren für alle Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme. Das Weltwirtschaftsforum Davos stellte diese Woche fest, dass uns neue Technologien wie Cloud-Computing, Internet of Things und 5G-Mobilnetze noch anfälliger machten – und dass sich der „Cyber Cold War“ zwischen Ost und West intensiviere.

Zur Abwehr von Cyberangriffen wurden in jüngster Zeit – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit – viele Organisationen geschaffen, allen voran sogenannte CERTs (Computer Emergency Response Teams), die als schnelle Eingreiftruppen Know-how und die nötige Schlagkraft bereitstellen, um Angriffen auf kritische Infrastrukturen etwas entgegensetzen zu können. Auch im neuen Regierungsprogramm nimmt das Thema breiten Raum ein – vorgesehen sind u. a. die Ausbildung von „Cyber Cops“, ein staatliches Cybersicherheitszentrum und eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Innenministerium und Wissenschaft. Letzteres ist entscheidend: Im galoppierenden Wettstreit der Methoden sind die Angreifer den Verteidigern stets einen Schritt voraus – es wäre fahrlässig und fatal, diesen Rückstand zu groß werden zu lassen.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist derzeit freier Wissenschaftsjournalist.

meinung@diepresse.com

www.diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2020)

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