Pizzicato

Koch und Kellner

Restschwaden von Weihrauch und Myrrhe umwehten in der Hofburg die Angelobungszeremonie des K.u.K-Duos, das die Republik in die Fährnisse des neuen Jahrzehnts führt.

„Ein wunderbares Land, geprägt von Natur und Landschaft in Vielfalt und Schönheit“, heißt es im politisch verbrämten Tourismusprospekt.

Wie könnte es anders sein: Österreich, Heimat der Gaumenfreuden. K.u.K. ist das Akronym für Kurz und Kogler – und für Koch und Kellner. So hat anno 1998 Gerhard Schröder, ein Glas Weißwein in der einen, eine Havanna in der anderen Hand, als dicker Max die Hierarchie der rot-grünen Koalition zwischen ihm und Vize Joschka Fischer definiert. Demnach zaubert der Koch das Menü, und der Kellner serviert: Tafelspitz mit Spinat und Grünem Veltliner, freitags auch die Öko-Variante für Veggies – Tofu-Burger mit Hollundersaft. Und zuweilen eine versalzene Suppe oder ein zu rohes Steak.

In seiner Arbeitsuniform – schwarzer Anzug, weißes Hemd – läuft Werner Kogler im Regierungsviertel Gefahr, Bestellungen zugerufen zu bekommen: Einspänner, Melange oder Kleiner Brauner. Zwei Grundvoraussetzungen des Kellners bringt er mit: einen gewissen Grant und Schmäh. Bald werden Touristen Schlange stehen vor dem K.u.K-Café am Ballhausplatz, auf dem auch gefällig das Auge des Oberkellners Alexander Van der Bellen ruht. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2020)

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