Tickende Zeitbombe

Windows 7: Das Ende naht

APA/AFP/STAN HONDA
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Windows 7 hat nach einer Dekade ausgedient. Microsoft will, dass nun endlich auch die restlichen 26 Prozent auf Windows 10 umsteigen und beendet nun endgültig den Windows-7-Support. Das birgt große Risiken für die Nutzer.

Ab Dienstag, dem 14. Jänner, sitzen Millionen Windows-7-Nutzer weltweit vor einer tickenden Zeitbombe. Microsoft zieht nach zehn Jahren endgültig den Schlussstrich. Das Betriebssystem hat ausgedient und erhält keine weiteren Updates mehr, selbst kritische Sicherheitslücken werden nicht mehr gestopft. Das macht diese Softwareversion und seine Millionen Nutzer für Angreifer besonders attraktiv.

Ein Rückblick: Am 22. Oktober 2009 kam der Vista-Nachfolger auf den Markt. Kaum ein Windows-Betriebssystem war von so viel Pleiten, Pech und Pannen begleitet wie das 2007 veröffentlichte Windows Vista. Ein sehr Ressourcen-hungriges Betriebssystem, PC-Abstürze und redundante Rückfragen des Systems zwangen Microsoft zwei Jahre später eine völlig überarbeitete Software auf den Markt zu bringen. Der Name: Windows 7.

Das Marketing rund um Windows 7 war zu Beginn recht verhalten. Jedoch ließ Microsoft erstmals die Software von Nutzern vor der Marktreife testen. Das hat das Unternehmen bei den nachfolgenden Betriebssystemen beibehalten. Allein in Deutschland gaben mehr als eine Million Nutzer ihr Feedback.

Innerhalb von drei Monaten lief auf mehr als 20 Prozent der deutschen Rechner das neue Betriebssystem, weltweit erreichte Windows 7 zehn Prozent. Schnell schaffte Microsoft mehr als 50 Prozent Marktanteil, größter Konkurrent damals: Windows XP. Die Popularität von Windows 7 sollte sich fortsetzen und eben jetzt zum Problem für Microsoft werden.

Microsoft warnt seit Monaten vor dem Support-Ende

Seit Monaten weist das Unternehmen in immer dringlicherem Ton auf das nahende Support-Ende hin. Nach jedem Login und täglich um Punkt 12 nehmen Warndialoge den gesamten Bildschirm ein und empfehlen den Umstieg auf Windows 10. Doch die Bereitschaft ist schwindend. 0,35 Prozent der Nutzer sind zwischen Oktober und Dezember 2019 umgestiegen.

Ein großer Teil der hartnäckigen Windows-7-Nutzer ist in Unternehmen und Behörden zu finden. Diesen bietet Microsoft jedoch die Möglichkeit sich Support für drei Jahre zu kaufen. Für Privatanwender gibt es diese Option nicht.

Wieso umsteigen?

Ein Umstieg ist dringend notwendig. Das Betriebssystem wird zwar nicht funktionsuntüchtig, aber unsicher. Denn bislang versorgte Microsoft Monat für Monat seine Nutzer mit Sicherheitsupdates, um Schwachstellen zu schließen, die Hacker sonst nutzen könnten, um Daten zu erbeuten oder Schadsoftware zu installieren.

Was können Windows-7-Nutzer tun?

Es gibt drei Optionen: gar nichts, upgraden auf Windows 10 oder Linux installieren. Wobei von der ersten Variante dringend abzuraten ist. Wer aber partout nicht umsteigen will, sollte die Verbindung zum Internet kappen.

Wer sich selbst als technikaffin beschreibt, ist mit dem quelloffenen Betriebssystem Linux gut beraten. Der britische Linux-Blog hat seine Nutzer nach den besten Versionen gefragt. Die daraus entstandene Liste gibt einen guten Überblick für Einsteiger und Umsteiger.

>>> Linux-Bestenliste 2019

Am einfachsten ist aber in der Microsoft-Welt zu bleiben und auf Windows 10 umzusteigen.

Muss ein neuer Rechner angeschafft werden?

"Um die neuesten Hardwarefunktionen nutzen zu können, empfehlen wir, einen neuen PC mit Windows 10 anzuschaffen", heißt es seitens Microsoft, wobei das Unternehmen hier naturgemäß auch die Interessen der Hardware-Partner vertritt.

Sollte das betreffende Gerät älter als fünf Jahre alt sein, liegt ein Neukauf nahe. Mittelklasse-Laptops sind bereits für 500 bis 800 Euro erhältlich - je nach Anspruch.

Ist der Rechner jedoch noch in einem guten Zustand und verfügt über ausreichend Arbeitsspeicher (mindestens ein Gigabyte RAM), muss kein Neukauf in Betracht gezogen werden. 

Ist der Rechner fit genug für Windows 10?

Unter "msinfo32" (in die Suchzeile eingeben) ist die technische Ausstattung des Geräts nachzulesen.

Diese Voraussetzungen gelten für Windows 10:
Prozessor: Prozessor oder SOC mit 1 GHz (Gigahertz) oder schneller
RAM: 1 GB (Gigabyte) für 32-Bit- oder 2 GB für 64-Bit-Betriebssysteme
Festplattenspeicher: 16 GB für 32-Bit- oder 20 GB für 64-Bit-Betriebssysteme
Grafikkarte: DirectX 9 oder höher mit WDDM 1.0-Treiber
Anzeige: 800 x 600

>>> Microsoft-Support-Seite - Ausführliche Spezifikationen

Wie viel kostet ein Umstieg auf Windows 10?

Offiziell ist der Umstieg seit 29. Juli 2016 nicht mehr kostenlos. Doch das stimmt nicht. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder mit dem Windows 10 Update Assistant, der den Rechner auf Kompatibilität prüft und im Weiteren die Installation startet. Oder: Man installiert Windows 10 komplett neu und aktiviert die Version mit dem Lizenzschlüssel von Windows 7.

Beide Wege sind legal. Es handelt sich um Schlupflöcher von Microsoft, die jedoch jederzeit geschlossen werden können.

Wo finde ich den Lizenzschlüssel?

Starten Sie "Ausführen" und geben Sie den Befehl "regedit" ein.

In der Registry navigieren Sie zum Pfad: "HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Installer\UserData". Darin befindet sich der Lizenzschlüssel. Unter dem Suchbegriff "ProductID" können Sie auch den Produktkey auslesen. Beides sollten Sie vor einer Neuinstallation notiert werden.

Wie funktioniert der Umstieg?

Ausmisten und sichern. Bevor das Upgrade angegangen wird, sollten die Daten auf dem Rechner gesichert werden. Zwar sollte dabei alles erhalten bleiben, selbst die Einstellungen, aber es kann immer zu Problemen kommen.

Bei einer Neuinstallation ist ein Sichern der Daten unumgänglich. Dafür müssen Nutzer die Installationsdateien auf einem USB-Stick speichern, den Rechner neustarten und den externen Datenträger als sogenanntes Bootlaufwerk auswählen.

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