Ein gemeinsames Buch des emeritierten Papstes mit dem konservativen Kurienkardinal Sarah wird am Mittwoch in Frankreich veröffentlicht. Der Vatikan erklärt, den Zölibat ohnehin nicht aufheben zu wollen.
In einem am Mittwoch erscheinenden Buch hebt Ex-Papst Benedikt XVI. die ausschlaggebende Bedeutung des Priesterzölibats hervor. Der Zölibat ist laut dem emeritierten Papst notwendig, "damit unser Weg zu Gott weiter das Fundament unseres Lebens bleiben kann", heißt es im Buch, das der 92-jährige Josef Ratzinger gemeinsam mit dem 74-jährigen bekannt konservativen Kurienkardinal Roberto Sarah geschrieben hat.
Auszüge aus dem Buch, das der französische Verleger Fayard herausbringt, wurden von der französischen Tageszeitung "Le Figaro" in ihrer Online-Ausgabe am Sonntagabend veröffentlicht. "Ich kann nicht schweigen", schrieben Ratzinger und der gebürtige Guineer Sarah und zitierten dabei einen Spruch des Heiligen Augustins.
"Wir haben uns getroffen, unsere Ideen und Sorgen ausgetauscht. Wir haben im Schweigen gebetet und meditiert", hieß es in einer von "Le Figaro" zitierten Stelle des Buchs. Ratzinger und Sarah tauschten in den vergangenen Monaten Briefe zum Thema der Amazonien-Synode im vergangenen Herbst aus.
Vatikan will Zölibat nicht aufheben
Mit einem Text des vatikanischen Mediendirektors Andrea Tornielli, der am Montag auf der Webseite "Vatican News" erschienen ist, reagiert der Vatikan auf die Sorge Benedikts. Der amtierende Papst, Franziskus, habe keine Absicht, das Priesterzölibat aufzuheben.
"Der priesterliche Zölibat ist kein Dogma - er war es auch nie. Vielmehr ist er eine kirchliche Disziplin der lateinischen Kirche, die - wie die letzten Päpste einheitlich festgestellt haben - eine wertvolle Gabe bedeutet", schrieb Tornielli in seinem Beitrag.
„Die Früchte unserer spirituellen Freundschaft"
In ihrem Buch schreiben Ratzinger und Sarah: "Wir haben beschlossen, allen Gläubigen die Früchte unserer Arbeit und unserer spirituellen Freundschaft zur Verfügung zu stellen". Ihr Appell gegen die Aufhebung des Priesterzölibats erfolge in einem "Geist der Liebe und der Einheit der Kirche". "Wenn Ideologie trennt, vereint Wahrheit die Herzen", wurden die beiden Autoren zitiert.
Die Amazonien-Synode im Vatikan war Ende Oktober nach dreiwöchigen Beratungen zu Ende gegangen. In ihrem Schlussdokument sprachen sich die Synodenväter dafür aus, die Bischöfe sollten die Voraussetzungen dafür schaffen, dass für Gemeinden des Amazonas-Gebiets, die besonders unter Priestermangel leiden, auch entsprechend ausgebildete Familienväter geweiht werden können. Eine allgemeine Aufhebung des Zölibats ist damit nicht verbunden.
(APA)