Quergeschrieben

Die vielen Reisen von Kunst und Kultur in der Zweiten Republik

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Lunacek wird bei Verträgen mit (Spitzen-)Kulturmanagern an Tabus rütteln müssen, selbst wenn sie damit Neiddebatten riskiert.

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Abgesehen von der Auslandskultur, die 1973 dem Außenministerium zur Pflege überantwortet wurde, sind Kunst und Kultur in der Zweiten Republik verwirrend viel herumgereist, oft im Duett, oft solo. Lang teilten sie eine WG mit Bildung und/oder Wissenschaft. 1970 wurden Kunst und Kultur getrennt, Erstere wanderte zum Unterricht, Zweitere zu Wissenschaft und Forschung. 1985 zog der Sport dazu, 1991 wieder aus. Ab 1994 wohnten Forschung, Wissenschaft und Kunst unter einem Dach, 1996 machte die Forschung dem Verkehr Platz. 1997 zogen die kulturellen Angelegenheiten wieder zurück ins Unterrichtsministerium, die Kunst aber erklärte Viktor Klima (SP) zur Chefsache und holte zur Unterstützung Staatssekretär Peter Wittmann. Vier Jahre später nahm auch Wolfgang Schüssel (VP) die Kunst auf seine Kanzlerkappe und engagierte für die Rolle des Staatssekretärs Burgschauspieler Franz Morak; Kultur, Bildung und Wissenschaft steckte Schüssel in ein Gemeinschaftsministerium.

1999, noch unter Klima, wurde im „Weißbuch zur Reform der Kulturpolitik“ (Herausgeber: Republik Österreich, Autoren u. a. Andreas Mailath-Pokorny, Christoph Matznetter, Gerhard Ruiss und Wolfgang Zinggl) die Schaffung eines eigenen, mit Kompetenzen und Finanzen gut ausgestatteten  Kunst- und Kulturministeriums gefordert. Doch erst Alfred Gusenbauer (SP) führte 2007 Kunst und Kultur wieder zusammen und deponierte beide im Unterrichtsministerium. 2013 fusionierte Werner Faymann (SP) Kunst und Kultur mit Verfassung und Medien, vier Jahre später spannte Sebastian Kurz (VP) Kunst, Kultur und Medien statt mit der Verfassung mit EU-Agenden zusammen. Dass Kunst und Kultur (neben Sport und öffentlichem Dienst) nun im grünen Vizekanzleramt  ressortieren, sei eine Aufwertung, meint die zuständige Staatssekretärin, Ulrike Lunacek. Das fand seinerzeit auch Kunst-ist-Chefsache-Klima, gestimmt hat es dazumal nicht. Egal. Etliche Kulturpolitiker und -politikerinnen changierten in der Vergangenheit zwischen unbeleckt und unbelehrbar, persönliche Vorlieben reichten als Qualifikation. So gesehen ist die Latte für Lunacek wirklich nicht unüberwindbar hoch.

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