Attacke in Wien-Meidling

Frau in Wien stundenlang misshandelt: Kritik an Freilassung

Dass der Mann, der seine Freundin geschlagen und einer Wohnung in Wien festgehalten haben soll, auf freiem Fuß ist, sorgt für Kritik. Die Polizei hatte missverständliche Informationen weitergegeben, so die Staatsanwaltschaft. Das Opfer schweigt bisher.

Am Wochenende sorgte ein Fall einer brutalen Prügelattacke auf eine 40-jährige Frau für Aufsehen. Ein 40-Jähriger soll in der Nacht auf Freitag in Wien-Meidling seine Freundin stundenlang misshandelt haben. Erst nach mehrmaligen Versuchen soll es ihr geglückt sein, zu flüchten. Der Mann wurde auf freiem Fuß angezeigt  - was im Nachhinein bei Opferverbänden und in Sozialen Netzwerken für Kritik sorgte.

Für Opfer sei das „fatal“, sagte Rosa Logar von der Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie im Interview mit Ö1. „Den Mann auf freiem Fuß anzuzeigen, da weiß man ja gar nicht, wie dieser Täter reagiert und wie das weiter eskalieren kann." Die Interventionsstelle würde sich wünschen, „dass die Gesetze, die wir schon zum Schutz der Betroffenen hier haben, auch angewendet werden.“ Anzeigen auf freiem Fuß würden „leider immer wieder vorkommen“, so Logar.

Staatsanwaltschaft verteidigt sich

Die Staatsanwaltschaft reagierte am Montag auf die Kritik. So sei der Fall dem zuständigen Journalrichter völlig anders dargestellt worden, sagte die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, Nina Bussek. Die Polizei sprach von einer leichten Körperverletzung, deshalb wurde der verdächtige Lebensgefährte der Frau lediglich auf freiem Fuß angezeigt. Aufgrund der Medienberichte wurde dem zuständigen Journalstaatsanwalt klar, dass der Übergriff viel heftiger ausgefallen sein muss.

Doch auch nach Sichtung der von der Polizei zusammengetragenen Beweisergebnisse sei es nicht wahrscheinlich, dass der Verdächtige noch in Haft genommen werden könne, hieß es von der Staatsanwaltschaft.

Wohnung völlig verwüstet

Die von der Polizeipressestelle veröffentlichten Tatortfotos hatten eine durch die Prügelattacke völlig verwüstete Wohnung mit zahlreichen Blutspuren gezeigt. Dass die Frau stundenlang und derart heftig in der Wohnung malträtiert wurde, wurde dem Staatsanwalt vonseiten der Polizei nicht so kommuniziert, sagte Bussek.

Da das Opfer die Aussage mittlerweile verweigert, sind den Behörden die Hände gebunden. "Die Staatsanwaltschaft hat keine Möglichkeit, eine U-Haft in Aussicht zu stellen", erklärte Bussek. Es wurde ursprünglich wegen Körperverletzung ermittelt. Ohne Aussage des Opfers dürfte das Delikt der Freiheitsentziehung nicht beweisbar sein. Unmittelbare Tatzeugen gibt es nicht. Allerdings kann die Frau bis zur Beendigung des Verfahrens noch ihre Meinung ändern, betonte Bussek. Der Fall wurde bisher von dem Journalstaatsanwalt behandelt. Nun wird die Causa an den zuständigen Staatsanwalt übergeben.

Frauenministerin: „Mehr Gewaltschutz unabdingbar"

Bereits am Samstag zeigte sich Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) "zutiefst schockiert über das Ausmaß der Brutalität. Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass mehr Gewaltschutz von Frauen unabdingbar ist", meinte die Ministerin.

Das Opfer soll von dem 40-Jährigen in der Nacht auf Freitag in der gemeinsamen Wohnung misshandelt worden sein. Das Paar hatte am Donnerstagabend Freunde zu Besuch. Als diese gegangen waren, gerieten die Österreicherin und der Rumäne in Streit. Über mehrere Stunden hinweg soll der Mann seine Freundin verprügelt haben. Laut Polizei soll er mit diversen Kochutensilien auf sie eingeschlagen, sie mit Gegenständen beworfen und sie mit der Stange des Duschvorhangs gewürgt haben.

Mehrere Fluchtversuche der Frau blieben zunächst erfolglos, gegen 3.00 Uhr konnte sie davonlaufen. Ein Passant fand die stark blutende Frau auf der Straße. Sie wurde ins Spital gebracht.

Gegenseitige Schläge

Am Montag gab die Polizei bekannt, dass es auch zu gegenseitigen Handgreiflichkeiten zwischen dem Paar gekommen sein soll. Auch der 40-jährige Lebensgefährte der Frau habe "Gesichtsverletzungen von erheblicher Schwere" erlitten. Das sei bei Untersuchungen festgestellt worden, die am Tag nach dem Vorfall in einem Krankenhaus durchgeführt wurden.

Der 40-Jährige wurde nach dem Vorfall zunächst festgenommen und befragt. Im Zuge der Einvernahme gab er an, dass er von der Lebensgefährtin mit einer Flasche ins Gesicht geschlagen worden sei. Daraufhin sei es zu gegenseitigen Schlägen gekommen. Er hatte auch eine blutende Wunde, über Schmerzen klagte er laut Polizei nicht. Im Anschluss ging er zur Untersuchung ins Spital.

Der Mann wurde auf freiem Fuß angezeigt, er ist bisher unbescholten. Außerdem wurde ein Betretungs- und Annäherungsverbot gegen ihn verhängt. Gegen den Mann wurde wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung und Freiheitsentziehung, gegen seine gleichaltrige Lebensgefährtin wegen Körperverletzung ermittelt. Beide waren stark alkoholisiert.

(APA)

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