Stahl

Findet Thyssen doch einen Partner?

Helmets for visitors are stacked at Germany´s largest steel factory of Germany´s industrial conglomerate ThyssenKrupp AG in Duisburg,
Helmets for visitors are stacked at Germany´s largest steel factory of Germany´s industrial conglomerate ThyssenKrupp AG in Duisburg,(c) REUTERS (Wolfgang Rattay)
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Thyssen Krupp soll mit Salzgitter über eine mögliche Fusion sprechen.

Essen. Die Aktie des angeschlagenen Industriekonzerns Thyssen Krupp lag am Montagnachmittag deutlich im Plus. Grund sind Spekulationen, wonach das Unternehmen mit seinem Konkurrenten Salzgitter über eine mögliche Stahlfusion sprechen soll. Beide Unternehmen reagierten jedoch zurückhaltend auf einen entsprechenden Bericht des „Spiegel“.

„Die Umsetzung der im Dezember angekündigten Stahlstrategie steht für uns im Vordergrund“, erklärte ein Thyssen-Sprecher. Das Unternehmen will seine schwächelnde Stahlsparte umbauen, Stellen streichen und einzelne Anlagen schließen. Bei Salzgitter hieß es, ein Treffen der Vorstandschefs im vergangenen Jahr sei vor allem auf eine persönliche Bekanntschaft zwischen ihnen zurückzuführen. „Richtig ist, dass wir eine Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie nach wie vor für vorteilhaft halten“, hieß es bei Thyssen. Die EU hatte 2019 die lange vorbereitete Fusion der Thyssen-Krupp-Stahlsparte mit dem europäischen Zweig des indischen Konkurrenten Tata zum Schutz des Wettbewerbs untersagt.

Ein mögliches Zusammengehen von Thyssen Krupp und Salzgitter war in der Vergangenheit mehrfach im Gespräch. Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann hatte in einem Interview gesagt, für eine Fusion mit einem Wettbewerber habe er bisher kein Konzept gesehen, das Vorteile für beide Seiten biete. „Aber ich kann und will nicht ausschließen, dass es das eines Tages doch geben könnte.“

Die seit Jahren schwächelnde Thyssen-Krupp-Aktie war im Vorjahr aus dem Frankfurter Leitindex DAX geflogen und notiert seither nur noch im Mittelwerte-Index MDAX. Das Stahlgeschäft leidet unter weltweiten Überkapazitäten, Billigimporten aus China und immer schärferen Umweltauflagen. Dazu kamen milliardenschwere Fehlinvestitionen in Stahlwerke in den USA und in Brasilien.

Hinzu kommt, dass der Konzern im Lauf der Zeit ein unübersichtliches Sammelsurium aus vielen Geschäftsfeldern geworden ist: Thyssen fertigt Stahl, Werkstoffe, Komponenten für die Autoindustrie, Chemie-, Raffinerie- und Industrieanlagen sowie Aufzüge – und will sich umstrukturieren.

Das nötige Geld dafür soll der Verkauf der einzig wirklich profitablen Sparte einspielen: der Aufzugssparte. Für sie sucht das Unternehmen Käufer, angeblich soll es bereits mehrere Interessenten geben, darunter den finnischen Konkurrenten Kone. Auch ein Börsengang der Aufzugssparte ist möglich. (DPA-AFP/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2020)

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