Ausstellung

Holocaust-Zeitzeugen als Hologramme?

Anita Lasker (l.) mit ihrer Schwester. Sie überlebte Bergen-Belsen und Auschwitz. In einer BBC-Radioansprache erzählte sie 1945 von den Gräueln.
Anita Lasker (l.) mit ihrer Schwester. Sie überlebte Bergen-Belsen und Auschwitz. In einer BBC-Radioansprache erzählte sie 1945 von den Gräueln.(c) JMH
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Das Jüdische Museum Hohenems spürt die Rollen auf, in die Überlebende der Shoah gesteckt wurden: als Zeuge, als Rächer, als Filmfigur.

Sie ist sehr dünn, von stiller Eleganz. Die kurzen, dunklen Haare sind locker zurückgekämmt, sie trägt den klassisch ausladenden Rock der 1950er-Jahre, ein wenig Schmuck. Sie wirkt über alle Maßen sympathisch, als sie der Moderator Ralph Edwards unerwartet aus dem Publikum fischt und sie auf die Bühne holt, wo sie sich dann etwas verloren auf das Sofa sinken lässt. Edwards sagt: „Sie sehen aus wie ein typisch amerikanisches Mädchen kurz nach dem College-Abschluss“ und meint, ein Kompliment gemacht zu haben. Nein, sie wirke nicht wie eine Überlebende des Nazi-Terrors!

Brutal: Überleben als Entertainment

Was in dieser Folge der TV-Dokumentation „This Is Your Life“ darauf folgt, ist im Entstehungsjahr 1953 ungemein rührend, heute jedoch verwirrend, verstörend. Da sitzt diese junge Frau, Hanna Bloch Kohner, und sie wird nach unterhaltender Manier dieses frühen amerikanischen TV-Formats mit ihren alten Weggefährten und Freunden überrascht – in diesem Fall sind es andere Überlebende, aus Auschwitz, oder aus ihrer alten Heimat Teplitz-Schönau. Bloch Kohner ist überwältigt, bisweilen weiß sie nicht, wo sie hinblicken, was sie mit ihren Händen anfangen soll. Sie umarmt ihren alten Schulfreund Franzi, ihre Freundin Eva, während Edwards deren Fluchtgeschichte grell nacherzählt. Bloch Kohners Überleben der Shoah, verpackt in US-Entertainment. Es ist brutal.

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