Der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer widerspricht der These, es gebe einen Pflegekräftemangel, und fordert grundlegende Reformen in dem Bereich ein.
Wien. Es ist das erste Projekt, das die türkis-grüne Regierung angehen will: Im Bereich der Pflege soll es eine große Reform geben. Die Finanzierung soll auf neue Beine gestellt werden. Und der Mangel an Pflegekräften soll beseitigt werden: Durch neue Ausbildungsschienen wie eine dreijährige Fachschule, eine fünfjährige höhere Ausbildung und eine Pflegelehre sowie durch gezieltes Ansprechen von Migranten und Zuwanderung soll der Bedarf gedeckt werden. Denn laut den offiziellen Zahlen werden bis zum Jahr 2030 75.000 zusätzliche Beschäftigte in der Pflege benötigt. Der Grund dafür seien der steigende Bedarf aufgrund der Alterung der Gesellschaft sowie viele Pensionierungen in den kommenden Jahren.
Der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer widerspricht der Grundthese, es gebe in Österreich zu wenig ausgebildetes Personal. Das Gegenteil sei der Fall: Laut den offiziellen Daten des Pflegeregisters sind derzeit 141.000 Personen registriert, die in einem Gesundheits- und Krankenpflegeberuf ausgebildet sind. Damit weise Österreich im OECD-Vergleich einen Spitzenwert auf: Nur Norwegen (17,5 Pflegekräfte pro 1000 Einwohner) habe eine noch höhere Dichte als Österreich (15,9). Auch für die Zukunft sieht Pichlbauer keinen Mangel auf uns zukommen. Mit den derzeitigen Ausbildungsschienen könne man die Abgänge in die Pension problemlos abdecken.