Der Ex-FPÖ-Verteidigungsminister Kunasek plante mit dem Mauthausen-Kommitee eine Angelobung von Rekruten in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Nach Kritik wurde die Veranstaltung abgesagt.
Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist einer der zentralen Erinnerungsorte Österreichs an die Gräueltaten des Nazi-Regimes während der Zeit des zweiten Weltkriegs. Juden, Andersdenkende, Außenseiter, politische Gegner wurden hier zu Hunderttausenden festgehalten, zu gefährlicher Arbeit gezwungen, getötet. Eine vom „Kurier“ am Dienstag aufgedeckte Idee für eine Veranstaltung auf dem Appellplatz des damaligen Konzentrationslagers sorgt für Diskussionen. Auf jenem Platz, auf dem während der ersten Hälfte der 1940er Jahre die KZ-Häftlinge täglich Aufstellung nehmen mussten, um gezählt und schikaniert zu werden, sollten im April 2020 Bundesheer-Rekruten angelobt werden.
Die Kritik war groß. Die Reaktion von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) schnell: "Die Veranstaltung ist abgesagt", sagte sie gegenüber dem "Kurier“. SPÖ und Grüne hatten die Angelobung auf dem Appellplatz ebenfalls für mehr als problematisch bezeichnet.
Die Militär-Zermonie sei während der türkis-blauen Regierungszeit von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) in Abstimmung mit dem Mauthausen Kommitee für den 30. April geplant gewesen, ist in dem Bericht zu lesen. Jedoch habe sich der wissenschaftliche Beirat des Mauthausen Memorials deutlich dagegen ausgesprochen. Noch diese Woche werde der Beirat in der Causa tagen.
Mauthausen sei ein internationaler Gedenkort, "ein militärisches Gelöbnis mit seiner auf die nationale Identität gerichteten Formel gehört nicht an diese Gedenkstätte", zitierte die Zeitung aus einer Stellungnahme des Beiratsvorsitzenden Bernhard Perz. Der Zeithistoriker an der Uni Wien sieht dies nicht als richtigen Weg " einer vertiefenden Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Massenverbrechen".
„Besser als auf dem Heldenplatz"
Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausenkomitees, meinte hingegen zur Austria Presse Agentur, dass für ihn die Symbolik stimme. "Es ist doch besser, wenn Grundwehrdiener auf dem Appellplatz scheußlicher Verbrechen als auf dem Heldenplatz in Wien angelobt werden." Schon bei den jährlichen Befreiungsfeiern sei es immer der ausdrückliche Wunsch der Opfer und Hinterbliebenen, dass auch das Heer daran teilnimmt und sich zu "einem freien Österreich bekennt", argumentiert Mernyi. Unter diesem Gesichtspunkt konnte er der Idee von Kunasek etwas abgewinnen. Vor dem Gelöbnis solle noch eine Führung durch die Gedenkstätte stattfinden.
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(Red./APA)