Aufstieg bei Heim-EM

Österreichs Handballkünste erreichen ihren vorläufigen Höhepunkt

Fabian Posch jubelt beim Gruppen-Match gegen Nordmazedonien in der Wiener Stadthalle.
Fabian Posch jubelt beim Gruppen-Match gegen Nordmazedonien in der Wiener Stadthalle.GEPA pictures
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Gegen Nordmazedonien zeigte Österreichs Handball-Nationalteam das beste Spiel seit Jahren. In der Hauptrunde warten nun andere Kaliber, „aber wir können ein bisschen träumen“, sagt Teamchef Pajovič.

Österreichs Handballer haben ihren Erfolgslauf bei der Heim-Europameisterschaft fortgesetzt und auch das dritte Gruppenspiel gewonnen. Nach Erfolgen über Tschechien (32:29) und die Ukraine (34:30) besiegten die ÖHB-Männer am Dienstagabend vor 7500 Fans in der Wiener Stadthalle auch Nordmazedonien mit 32:28 (18:12). Österreich steht damit in der Hauptrunde der zwölf besten Nationen dieser EM und hat nun vier weitere Spiele garantiert. Die nächsten Hürden werden noch höher, sie heißen Kroatien (Donnerstag), Spanien (Samstag), Deutschland (Montag) und Weißrussland (Mittwoch).

Teamchef Aleš Pajovič schenkte in Absprache mit Torwarttrainer Mattias Anderson erstmals Thomas Eichberger von Beginn an das Vertrauen. Der 26-Jährige hatte sich mit seinen zahlreichen Paraden in den ersten beiden Begegnungen für diese Aufgabe empfohlen, auch gegen Nordmazedonien brachte er die gegnerischen Werfer reihenweise zur Verzweiflung. In der ersten Halbzeit hielt Eichberger acht der 19 Würfe auf sein Tor (42 Prozent), auch nach 60 Minuten las sich die Statistik (15 aus 41, 37 Prozent) exzellent.

Jeder Torhüter ist abhängig von seinen Vorderleuten, auch die heimische Abwehr arbeitete weitaus besser als gegen Tschechien und die Ukraine. Und so gelang Österreich ein Traumstart, führte schon nach fünf Minuten mit 4:1. Nordmazedoniens Mannschaft und ihre Fans kamen nach dem Singen der Hymne nie mehr so richtig in Fahrt.

Den Superstar fest im Griff

Nordmazedonien, das seit 2012 Stammgast bei Großereignissen ist, definiert sich damals wie heute in erster Linie über Kiril Lazarov. Der Mann ist eine lebende Handball-Legende, hat sein Debüt in der Nationalmannschaft 1998 gegeben und spielte damit in drei Jahrzehnten auf allerhöchstem Niveau.

Der 39-jährige Lazarov hält viele Rekorde, einer davon ist besonders bemerkenswert: Kein anderer Spieler hat mehr Tore bei einer WM (2009, 92 Tore) und einer EM (2012, 61 Tore) erzielt. Österreichs Aufgabe bestand nicht nur, aber auch darin, Lazarovs Wirkungskreise einzuschränken. Tobias Wagner, der sich den Superstar im wahrsten Sinne des Wortes zur Brust nahm, begegneten den Mazedoniern wie seine Mannschaftskollegen mit Härte. Wagner: „Wir haben früh gemerkt, dass ihnen das gar nicht taugt.“

Am Ende des Tages hatte Lazarov nur drei Tore geworfen, er wurde praktisch aus dem Spiel genommen. Auf der Gegenseite gelang im österreichischen Angriff nahezu alles, Rückraum-Bomber Janko Bozovic traf per Handgelenkswurf, im Fachjargon Wuzzler genannt. Und Robert Weber, der sonst auf der Außenbahn auf und ab läuft, traf aus dem Rückraum. Das Zusammenspiel zwischen Rückraum, Kreis und Flügel hat in den vergangenen Jahren noch nie besser funktioniert, das Angriffsspiel ist unter Pajovič gereift und weniger ausrechenbar, sprich nicht so streng auf Bilyk ausgerichtet.

Zwischenzeitlich führte Österreich mit elf Toren Vorsprung, das sind selbst im Handball Welten. „Ich habe auf die Anzeige geschaut und konnte meinen Augen nicht glauben. Wir haben so gut gearbeitet“, sagte Pajovič, der in der Schlussviertelstunde, als das Spiel längst entschieden war, Stammkräften wie Bilyk, Bozovic und Posch eine Auszeit gönnte. Österreichs EM-Abenteuer geht nun in die Verlängerung, schon am Donnerstag wartet Kroatien. Pajovič: „Jetzt kommen die Medaillenkandidaten, aber wir können ein bisschen träumen.“

("Die Presse", Printausgabe 15.01.2020)

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