Handball lebt von Tempo, Härte und Fairness. Und ist „König Fußball" damit einiges voraus.
Auch heute Abend werden zum EM-Spiel zwischen Österreich und Kroatien in der Wiener Stadthalle wieder einige Menschen zum ersten Mal mit Handball in Berührung kommen. Die Chancen stehen gut, dass sie den Vogelweidplatz als Fans verlassen. Denn es gibt wenige Sportarten, die mehr als Live-Sport taugen, die Mannschaft und Publikum so rasch miteinander verschmelzen lassen. Meist genügt das erste Tor oder eine spektakuläre Parade des Torhüters - und der Funken springt über.
Handball, das verleiht ihm eine angenehme Authentizität, ist ein harter Sport, er schmerzt schon allein beim Zusehen. Das Programm bei einer Europameisterschaft - jeden zweiten Tag ein Spiel - bewegt sich an der Grenze der Zumutbarkeit. Vermutlich können sich Handballer auch deshalb in so manchen Interviews einen kleinen Seitenhieb auf die weitaus besser verdienenden und prominenteren Fußballer nicht verkneifen. Für Handballprofis sind sogenannte „englische Wochen“ mit mehreren Spielen innerhalb weniger Tage keine Rarität, sondern oftmals Alltag.
Und noch etwas ist beim Handball so erfrischend ehrlich: Es gibt kein ermüdendes Debattieren mit dem Schiedsrichterteam und praktisch niemals Schwalben, kein lähmendes Simulieren. Wenn ein Spieler auf dem Boden liegen bleibt, dann nur, wenn er wirklich Schmerzen hat. Brasiliens Fußballstar und Schwalbenkönig Neymar wäre wohl ein fürchterlich schlechter Handballer geworden.