Im Streit um das angebliche Benedikt-Zölibatsbuch steht Kardinal Sarah unter Beschuss – doch es gibt noch einen Zweiten in der Hauptrolle.
Ein einzigartiges und historisches Buch“ – mit diesem Werbespruch versehen, dominierte das Cover von „Des profondeurs de nos cœurs“ am Mittwoch noch die Homepage des Fayard Verlags. Nicht der kleinste Hinweis auf den Streit um das soeben auf Französisch erschienene Buch gegen die Lockerung des Zölibats. Tatsächlich hat der Verlag angekündigt, die schon gedruckte Auflage unverändert zu verkaufen. Erst in der nächsten Auflage ist der Hinweis geplant, dass Einleitung und Schlussteil nicht von Benedikt XVI. mitverfasst wurden – sehr wohl aber freigegeben. Der US-Verlag Ignatius Press, der im Februar die englische Übersetzung publiziert, will die Autorenangabe überhaupt beibehalten.
Nicht als kirchenpolitischer Skandal, sondern als große Peinlichkeit wird sich dieser Streit wohl erweisen – und auch Fragen aufwerfen nach dem angemessenen Umgang mit und der angemessenen öffentlichen Stellung des 92-jährigen emeritierten Papstes. Benedikt habe nicht zugestimmt, neben Kardinal Robert Sarah als Co-Autor geführt zu werden, und nur einen Text darin verfasst, hatte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein am Dienstag erklärt. Nicht nur Kardinal Robert Sarah, auch der Herausgeber des Buchs, Nicolas Diat, hat Gänswein seitdem widersprochen. „Kardinal Sarah schickte Benedikt am 19. November einen vertraulichen Brief mit dem gesamten Text“, gab er dem US-Magazin „National Catholic Register“ gegenüber an: „Die Korrekturfahnen waren vollständig: Einleitung, die zwei Texte, und dann das Schlusswort. Dann, am 3. Dezember, zeigte er während einer Zusammenkunft mit Benedikt XVI. den Titelseiten-Entwurf.“