Nachruf

Eine gewaltige Stimme aus Böhmen fürs deutsche Fach

Die Sopranistin Naděžda Kniplová, einst Karajans Brünnhilde, ist tot.

Das letzte Mal hatte sie Schlagzeilen gemacht, als sie den Thalia-Award zurückwies, den ihr die Tschechische Republik verleihen sollte: Die Auszeichnung käme zu spät, beschied Naděžda Kniplová. Das war 2010, lang nach ihrem Rückzug von der Bühne, als die Sängerin nur noch als Lehrerin tätig war. Für viele Jahre galt sie in Prag als führende Interpretin der großen dramatischen Partien im deutschen und im slawischen Fach.

Als Ensemblemitglied des Prager Nationaltheaters war sie seit ihrem Debüt, 1965, erste Wahl als Ortrud und Isolde, Leonore oder Lady Macbeth. Herbert von Karajan holte sie nach Salzburg zu seinen ersten Produktionen der Osterfestspiele: Ihre Brünnhilde schätzte man dank der Durchschlagskraft ihres Soprans; und für den Janáček-Opernzyklus der Wiener Philharmoniker unter Charles Mackerras war sie unverzichtbar. Kniplová starb am Dienstag im 88. Lebensjahr. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2020)

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