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JPMorgan ist König der Wall Street

JP-Morgan-Boss James Dimon bleibt trotz guter Zahlen skeptisch.
JP-Morgan-Boss James Dimon bleibt trotz guter Zahlen skeptisch.REUTERS
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Der Rekordgewinn der größten US-Bank kann nicht über hohe Rückstellungen für faule Kredite hinwegtäuschen. Andere Institute schleppen zudem milliardenschwere Altlasten mit.

New York/Frankfurt. Diese Vorgabe ist schwer zu toppen: Während viele europäische Banken wegen der Null- bzw. Strafzinsen ihre Wunden lecken, schwimmen die meisten US-Banken im Geld. Allein JPMorgan und Citigroup verdienten im vergangenen Jahr zusammen fast 56 Mrd. Dollar und übertrafen damit die hochgesteckten Erwartungen von Analysten.

Der Gewinn von JPMorgan, der größten Bank der USA, legte im vierten Quartal um 21 Prozent auf 8,52 Mrd. Dollar zu. Das war ebenso ein Rekord wie der Jahresgewinn von 36,4 Mrd. Dollar (doppelt so viel wie die Deutsche Bank an der Börse wert ist). „Kein Zweifel, JPMorgan unter CEO James Dimon ist der König der Wall Street“, lautete auch das einstimmige Prädikat der Analysten.

Die Latte, die der 63-jährige Milliardär Dimon sich selbst mit diesem Resultat – und einem Wertzuwachs der Aktie von 43 Prozent – gesteckt hat, ist extrem hoch. JPMorgan hat im Vorjahr 70 neue Niederlassungen in 16 neuen Märkten geschaffen, sie war die erste US-Bank, die in China die Zulassung zum Wertpapierhandel erhielt.

Auch bei der Citigroup lief es rund: Der Gewinn der Citigroup legte im Vergleich zu 2018 um acht Prozent auf 19,4 Mrd. zu.

Beide Institute profitierten vor allem im Schlussquartal von einem florierenden Investmentbanking und der Konsumfreude der Amerikaner. Da hat der Ausbau des Verbraucherkreditgeschäfts Früchte getragen.

Konsum auf Pump

Nachdem die US-Notenbank Fed die Leitzinsen im Herbst wieder gesenkt hatte, kauften wieder mehr Verbraucher auf Pump – meist per Kreditkarte. Einer Studie der Notenbank zufolge hatten die 25 größten US-Banken Ende Dezember 1,2 Billionen Dollar an Konsumkrediten ausständig, 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Kehrseite der Medaille: Sowohl JPMorgan als auch Citigroup mussten im Vorjahr mehr Geld für faule Kredite an Firmen und Private beiseitelegen. Experten warnen, dass die Risikovorsorge weiter steigen werde, sollte sich die US-Wirtschaft abkühlen. Das werde die Gewinne der Institute belasten.

Im Investmentbanking, das 2018 unter der extremen Volatilität der Finanzmärkte litt, machten die beiden Banken ebenfalls Terrain gut. Vor allem der Handel mit festverzinslichen Papieren lief gut.

Aber nicht alle Institute glänzen: Die Bank of America bekam die gesunkenen Zinsen zu spüren und musste zudem eine Abschreibung verkraften: Die zweitgrößte US-Bank konnte die gesunkenen Margen nur zu einem Teil durch eine höhere Kreditvergabe ausgleichen. Der Gewinn fiel deshalb von 28,1 Mrd. auf 27,4 Mrd. Dollar.

Goldman Sachs wiederum machte das schwächelnde Investmentbanking zu schaffen: Der Gewinn fiel im Gesamtjahr 2019 um 19 Prozent auf 8,47 Mrd. Dollar.

Ganz aus der Reihe tanzt Wells Fargo: Die Bank bekam die Rechnung für diverse Skandale präsentiert und musste im vierten Quartal weitere Rechtskosten von 1,5 Mrd. Dollar verbuchen. Ihr Gewinn fiel 2019 um knapp 13 Prozent auf 19,6 Mrd. Dollar.

Die Kursentwicklung folgte der Performance der US-Banken: Während JP-Morgan- und Citigroup-Papiere am Dienstag um 1,2 bzw. 1,5 Prozent zulegten, fielen Wells Fargos um mehr als fünf Prozent.

Goldman-Aktien verloren am Mittwoch vorbörslich. Heute, Donnerstag, setzt Morgan Stanley den Bilanzreigen fort.

In Europa richtet sich der Blick vor allem auf die Deutsche Bank: Wie hoch der Verlust 2019 ausgefallen ist – um nichts anderes geht es –, wird sich am 30. Jänner zeigen. (eid/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2020)

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