Ob digital oder analog: Opfer von Diffamierung und Schikanierung zu sein, kann das eigene Leben unerträglich machen. Vor allem dann, wenn die eigenen Kollegen die Täter sind.
Die verbalen Angriffe auf Justizministerin Alma Zadić sind die aktuelle Spitze jenes Eisbergs, den viele Österreicher aus ihrem Alltag bestens kennen. Auch am Arbeitsplatz gehören Beschimpfung, Verleumdung und Schikane für viele Österreicher zur traurigen Tagesordnung. Wie der European Working Condition Survey zeigt, sind in Österreich jährlich rund 300.000 Menschen (7,2 Prozent) von (Cyber-)Mobbing betroffen.
Definiert wird Mobbing (im Englischen eigentlich Bullying) allgemein als Zustand, in der eine Person gezielten, wiederholten und systematischen Anfeindungen, Schikanierungen oder Diskriminierungen ausgesetzt ist. Differenziert wird Mobbing (zwischen Kollegen der selben Hierarchieebene), Bossing (zwischen Chef und Mitarbeitern) sowie Staffing, bei dem die Belegschaft gegen den Chef opponiert. Als Cybermobbing werden verschiedene Formen der Diffamierung von Personen bezeichnet, die sich im Internet (mittels Mails, Videos oder Social Media) über einen längeren Zeitraum erstrecken.
Opfer werden zu Täter
Die erwähnte EU-Umfrage stammt jedoch bereits aus dem Jahr 2012. Seriöses, aktuelles Datenmaterial dazu – insbesondere im Unternehmensumfeld – ist rar. Denn die Analyse von Mobbing konzentriert sich meist auf den Schulhof: So gibt es eine Vielzahl an Berichten und Studien zu (Cyber-)Mobbing unter Jugendlichen, die Österreich immer wieder im traurigen EU-Spitzenfeld ausweisen. Der Arbeitsplatz als Hort der verbalen (und digitalen) Erniedrigung wird jedoch weniger thematisiert.