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Zündler

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AUSTRALIA-ENVIRONMENT-CLIMATE-PROTEST(c) APA/AFP/SAEED KHAN
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Globale Erwärmung vervielfacht das Buschfeuer-Risiko. Das schadet dem Tourismus.

Im Jahr 2019 brannte der Amazonas, jetzt Australien – als ich klein war, brannte immer nur Italien. Angesichts der Menschenketten mit Wasserkübeln befiel mich Urlaubsresignation. Gab es denn so viele Italiener und so wenige Schläuche? Effizienter schienen mir Hubschrauber mit Löschwasser. Ich grübelte, wieso sie nur einen verwendeten, nicht Hunderte?

Klimabedingte Hitze hilft Zündlern. Nicht Naturschützer oder Leonardo DiCaprio legten die Brände – wie vom ­brasilianischen Präsidenten behauptet –, sondern Brandrodungsprofis. Ähnlich verbissen verweigert sich der australische Premier der Debatte. Auf Konferenzen führen beide Rechtspopulisten die Blockierernationen an. Dabei sind 2020 jene mutwillig Ahnungslosen längst widerlegt, die „Klimahysterie" trommeln – und die jahrelang im Gleichschritt mit einer korrupten Minderheit von Wissenschaftlern jegliche Erderwärmung abgestritten haben. Zum Glück betreibt die Menschheit Wissenschaft. Wer möchte, kann statt „alternativer" Quellen die fundierten Erkenntnisse des UN-Weltklimarats (IPCC) nachvollziehen. In Anbetracht der Berichte gewinnt man Verständnis für zweifellos vorhandene
Tendenzen unter Klimaschützern, hier und da dick aufzutragen.

Denn leider kippt die emotionale Lage meist erst bei Gefährdung von Spezies mit Plüschtierfaktor. Während der aus­tralischen Buschfeuer verbreitete sich die Meldung, Koalas seien „funktionell ausgestorben". Wissenschaftler wiesen diese Übertreibung zurück – Zehntausende der ca. 330.000 Individuen gingen zwar zugrunde, darunter die wertvolle, weil nicht chlamydienbefallene Population auf Kangaroo Island. Doch Koalas und ihre Habitate sind auch ohne die vom neuen Klima mitbedingten Brände in höchstem Ausmaß bedroht.

Was könnte die Debattenverweigerer in der Politik unter Druck setzen? Wohl nur ein Verlust der Marktanteile ihrer touristischen Naturdestinationen. Jüngst zog Tourism Australia eine Marketingkampagne mit Kylie Minogue zurück, in der der wohlmeinende Weltstar ­singend mit vier Koalas in Eukalyptusbäumen saß. Die fünf wirkten plötzlich unpassend.

www.amanshauser.at

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 17.01.2020)

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