Offizielle Gewerkschaften verlieren ihre Basis.
Wien/Peking. Streiks in chinesischen Fabriken von Honda und Toyota; eine Selbstmordserie bei Foxconn, jener riesigen Elektronikfirma, die im Perlflussdelta im Süden Chinas iPods für Apple und Computer für Hewlett-Packard zusammenschraubt: Beispiele wie diese zeigen, dass es unter Chinas Fabriksarbeitern rumort. Allein im Perlflussdelta, der wichtigsten Industrieregion Chinas, gibt es jedes Jahr bis zu 10.000 Arbeitskonflikte.
Die Gründe für die Streikwelle: Die chinesische Wirtschaft erholt sich rasant, die Arbeiter in der Industrie klagen aber über niedrige Löhne. Sie werfen den offiziellen Gewerkschaften vor, die Interessen der Arbeiter nicht zu vertreten. Ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit: das sogenannte Hùkŏu-System, das Wanderarbeitern den Zugang zu Sozialdiensten verwehrt.
Lohnerhöhungen könnten einen Beitrag zu einer besseren Balance der Weltwirtschaft leisten. China würde vermehrt als Konsument und nicht nur als Produzent auftreten. Gleichzeitig sehen manche Ökonomen das Ende des „China-Preises“ heraufdämmern, also die billige Verfügbarkeit von Massenprodukten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2010)