Royale Hochzeit: "Danke für meinen Prinzen"

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Mit Volksnähe brachte das Brautpaar Schweden zum Jubeln. Im Hintergrund wurde wegen der Verwertung der Bilder gestritten. Nach dem Fest ging es in die Flitterwochen mit streng geheim gehaltenem Ziel.

Es war lang nach Mitternacht, als die Frischvermählten einander zum Brautwalzer endlich in den Armen lagen, und auch diese Aufgabe meisterten sie mit Bravour. Elegant schwebte Schwedens Kronprinzessin Victoria durch den Festsaal, mündig führte Prinz Daniel seine ehemalige Fitnessschülerin übers Parkett. Dann schlossen sich das schwedische Königspaar und Daniels Eltern an, und bald drehte sich im Bernadotte-Saal des Schlosses alles im Walzertakt.

Das war die Kulmination der Stockholmer „Traumhochzeit“, bei der das Brautpaar durch seine frische, natürliche Art auch die letzten Skeptiker überzeugte und die Schaulustigen vor dem Schloss wie die erlauchten Gäste drinnen zu Begeisterungsstürmen hinriss. Als Victoria ihrem Prinzen, der neun Jahre auf sie warten musste, den Ring an den leicht zitternden Finger steckte, brauste vor den Großbildschirmen in Stockholm Jubel. Als die Vermählten dann in offener Kutsche und vergoldeter Schaluppe die Runde von der Kirche zurück zum Schloss machten, säumte eine halbe Million Menschen die Route der Kortege und jubelte, wenn die glückliche Braut ihrem leicht verlegenen Mann einen Kuss auf die Wange drückte. Genau um solche harmonischen Bilder ist im Hintergrund aber ein Konflikt entbrannt, den das schwedische Außenministerium „außerordentlich bedauerlich“ nennt.

Nach einem Streit mit dem exklusiven Rechteinhaber, dem schwedischen Fernsehsender SVT, um die Wiederverwertungsrechte beschlossen die großen Agenturen Reuters, AP und AF, die Veranstaltung zu boykottieren. Obwohl der Zwist nur die TV-Bilder betraf, verzichteten die Agenturen auch auf die Verbreitung von Bildern und Eigenberichten. Hintergrund: Die Agenturen waren mit SVT über den Kauf von 90 Sekunden TV-Zusammenschnitt einig, wollten jedoch nicht akzeptieren, dass die Verwendung auf 48 Stunden beschränkt werden sollte.

In Stockholm hatte man indes in den Werbeeffekt der weltweit verbreiteten Bilder der Traumhochzeit große Hoffnungen gesetzt. Doch offensichtlich hatten sich die schwedischen TV-Veranstalter verzockt, als sie glaubten, dass das enorme öffentliche Interesse die Agenturen zum Nachgeben zwingen werde. Doch diesen war es wichtiger, ein Exempel zu statuieren, dass die im Show- und Sportgeschäft geltenden kommerziellen Bedingungen nicht auch auf andere Bereiche abfärben und die Berichterstattung einschränken.
Freilich: Alle anderen Agenturen berichteten in vollem Umfang. Und rührende Momente des Paares gab es ja viele: Etwa als Victoria von der Balustrade des Palastes das Wort an die Menge richtete: „Ich danke euch für meinen Prinzen“, rief sie dem Volk zu, denn ob ein „Mann aus dem Volk“ zum Prinzgemahl aufsteigen kann, war jahrelang für die schwedischen Monarchisten ein Hauptthema gewesen. „Wie viel eure Unterstützung für uns bedeutet hat, lässt sich gar nicht beschreiben.“

Als Daniel beim Galadiner nach Krebsen, Dorsch, Kalbsfilet und Erdbeermousse endlich selbst das Wort ergriff, tat er das in bestem Englisch. Er sei „vielleicht kein Frosch, aber jedenfalls kein Prinz“ gewesen, als er Victoria erstmals traf, „und auch der erste Kuss hat das noch nicht geändert“, sagte er unter Anspielung an Grimms Märchen und dankte der Schwiegerfamilie ausdrücklich für all die Hilfe beim schwierigen Rollentausch.

Und Victoria? Es sei nicht immer leicht für ihn gewesen, wenn sie ihren Verpflichtungen nachgehen musste, räumte er ein. Einmal sollte sie für 30 Tage nach China, ohne ihn. Tags davor hatte sie ebenfalls viel zu tun, doch als sie spätabends heimkam, gönnte sie sich keinen Schlaf, sondern blieb die ganze Nacht auf und schrieb. „Am nächsten Morgen fand ich eine Schatulle mit 30 Liebesbriefen, einen für jeden Tag ihrer Abwesenheit. Diese romantische Geste sagt alles über dich“, wandte er sich an seine Frau, und als er mit einem „Die Liebe ist das Größte, ich liebe dich so“ schloss, brach ihm doch noch die Stimme.

Nach dem Fest ging es in die Flitterwochen mit streng geheim gehaltenem Ziel. Das Volk hofft indes schon auf ein neues Fest 2011: eine Taufe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2010)

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