Museumsquartier

Bilderbuch geht ins Museum

Maurice Ernst und Bilderbuch gestalten eine Ausstellung im MQ.
Maurice Ernst und Bilderbuch gestalten eine Ausstellung im MQ.(c) Hans Leitner / First Look / picturedesk.com
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Die Band Bilderbuch um Maurice Ernst kuratiert ihre erste Ausstellung. Eine reine Retrospektive für Fans soll es aber ganz und gar nicht werden.

Wien. Es kommt relativ selten vor, dass bei einer Pressekonferenz ein Foto- und Filmverbot ausgesprochen wird – meist ist eher das Gegenteil erwünscht. Bei der diesjährigen Jahres-Pressekonferenz des Museumsquartiers (MQ) galt ein solches aber für den letzten Programmpunkt.

Denn für diesen wurde (der offenbar fotoscheue) Maurice Ernst, Frontman und Sänger der Band Bilderbuch, aus einem Nebenraum zur Pressekonferenz gebeten, der „ersten meines Lebens“, wie er fast schüchtern sagte, also „hallo erstmal“. Etwas weniger, nun, auffällig gekleidet als in den Musikvideos und auf der Bühne (weißes Shirt, dunkle Hose, Sportschuhe) erzählte Maurice Ernst dann von der ersten Ausstellung „Approximation by Bilderbuch“, die er mit seiner Band – und einigen Co-Kuratoren wie Jannik Schäfer – für das MQ kuratiert. „Warum“, fragte Ernst gleich zu Beginn, „hat Bilderbuch überhaupt das Recht, eine Ausstellung zu machen?“ Was bringt eine der derzeit im In- und Ausland erfolgreichsten österreichischen Bands dazu, die Bühne gegen Ausstellungsräume zu tauschen?

„Das habe ich mich selbst öfter gefragt“, sagt Ernst, „und bin zu dem Schluss gekommen: Wenn man die Anfrage vom Museumsquartier kriegt, Raum bekommt,“ dann sei es so, „dass man zwei Mal nachdenkt und das machen muss“. Es werde aber keine Retrospektive, in der die Bandgeschichte gezeigt wird. Das sei auch in ihrem Alter – Ernst und seine Bandkollegen Philipp Scheibl, Peter Horazdovsky und Michael Krammer sind alle Anfang 30 – „etwas sehr Eingebildetes“.

„Es wird nicht anti“

Vielmehr will man sich den Künstlern, mit denen man für Videos, Albumcover oder Bühnendesign – wie die Installation aus 1000 weißen Sneakers – zusammengearbeitet hat, annähern (daher der Titel „Approximation“): Zeigen, wie die Musik von Bilderbuch Künstler inspiriert hat – und wie umgekehrt die Band von ihnen inspiriert wurde. Die Künstler – darunter etwa die russische Fotografin Elizaveta Porodina, die mit der Band unter anderem das Video zum Song „Bungalow“ gedreht hat – sind nicht nur mit ihren Arbeiten für Bilderbuch vertreten, sondern werden teilweise auch andere Werke zeigen.

Der Fokus wird freilich dennoch auf der oberösterreichisch-wienerischen Band liegen: Ernst nennt es „einen Fingerprint der Arbeit der letzten Jahre ohne Lobhudelei“. Am Ende einer Tournee komme alles in ein Lager, dabei „haben wir uns so viel Zeit genommen für unsere Bühnenbilder, so viele Ideen investiert“. Es sei „ein romantischer Gedanke, dass Dinge, für die man sich den Arsch aufreißt, noch einmal wo aufgehängt werden“.

Für MQ-Direktor Christian Strasser ist die Zusammenarbeit deswegen so spannend, „weil sich Bilderbuch immer wieder neu erfindet. Wenn wir das Gefühl gehabt hätten, dass es eine reine Bandausstellung wird, hätten wie beide gesagt: Das hat keinen Sinn“. So wird etwa auch der berühmte gelbe Lamborghini aus dem „Maschin“-Video bewusst nicht gezeigt: „Das wäre ein bisschen zu einfach“, sagt Ernst. Als Provokation sei die Ausstellung auch nicht angelegt: „Wir zerstören nicht das Museum, es ist nicht anti. Die Frechheit liegt eher darin, dass wir es überhaupt machen.“

Auch abseits der Kooperation mit Bilderbuch tut sich nicht wenig im MQ. Erstmals in der fast 20-jährigen Geschichte wird das Areal vergrößert – denn am 21. April wird die MQ-Libelle auf dem Dach des Leopold Museum feierlich eröffnet. Ein weiterer Freiraum ohne Konsumzwang und mit bestem Blick über die Wiener Dachlandschaft. Von den 1000 m2 Dachfläche entfallen etwa 400 auf die sogenannte Libelle: Ein rund acht Meter hohes Veranstaltungszentrum, dessen Form an eine Libelle erinnern soll.

Infos

„Approximation by Bilderbuch“ heißt die Ausstellung, die die Band um Sänger Maurice Ernst für das Museumsquartier kuratiert. Dabei werden Werke von Künstlern – von der Fotografin Elizaveta Porodina über Stefan Marx bis Bratwurst – gezeigt, die mit Bilderbuch für Musikvideos, Cover ihrer Alben oder etwa auch die Bühnengestaltung auf Tour gearbeitet haben. Die Ausstellung ist bis 20. August zu sehen, Eintritt: 7 Euro.

Die große Neuerung im MQ folgt dann am 21. April: Da wird mit der „MQ Libelle“ auf dem Dach des Leopold Museum ein neuer öffentlicher Freiraum (samt Veranstaltungszentrum) mit Blick über Wiens Dächer eröffnet. In der Eröffnungswoche wird es eine Licht- und Klanginstallation, Workshops und Führungen im und auf dem Leopold Museum geben. www.mqw.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2020)

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