Österreich unterliegt Kroatien

Handball-EM: Ein Kennenlernen mit der Weltklasse

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Österreich musste zum Auftakt der Hauptrunde die Qualitäten Kroatiens anerkennen. Die 23:27-Niederlage ist die erste im Turnierverlauf.

Der Erfolgslauf der österreichischen Handball-Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft wurde am Donnerstag vor 8000 Fans in der Wiener Stadthalle gestoppt. Die ÖHB-Männer verloren ihr erstes von vier Spielen in der Hauptrunde gegen Medaillenanwärter Kroatien mit 23:27 (8:13).

Nach der makellosen Vorrunde mit Siegen über Tschechien, Ukraine und Nordmazedonien wollte mancher Beobachter Österreich schon zum Kreis der Titelanwärter zählen, in der Hauptrunde aber wird die Luft naturgemäß dünner. Wer es bis hierher geschafft hat, zählt zu den besten zwölf Mannschaften dieser Europameisterschaft. Allein diese Tatsache ist aus heimischer Sicht schon als großer Erfolg zu werten. Das Kräftemessen gegen Kroatien war für die ÖHB-Equipe ein echter Gradmesser. „Jetzt werden wir sehen, wie weit wir wirklich sind“, hatte Kreisläufer Tobias Wagner schon vor dem Spiel gesagt.

Das kroatische Bollwerk

Es sollte ein Kennenlernen mit der Weltklasse werden, dieses Treffen mit den Kroaten, die auf jeder Position enorm viel Qualität mitbringen. Wirklich träumen durfte Rot-Weiß-Rot zu keinem Zeitpunkt, wenngleich die 4:3-Führung nach acht Minuten zumindest Hoffnungen weckte. Wer der beste Mann im Spiel der Österreicher sein würde, hatte sich früh abgezeichnet. Torhüter Thomas Eichberger war abermals stark. Trotz einer 29-Prozent-Quote an gehaltenen Würfen (10 aus 34) war der Steirer nicht restlos zufrieden. „Ich habe ein, zwei Bälle zu wenig gehalten, um uns im Spiel zu halten.“

In der Offensive aber tat sich die Mannschaft von Teamchef Aleš Pajovič speziell in Halbzeit eins schwer, weil Kroatiens Abwehrverhalten vorbildlich ist. Die 5:1-Deckung mit Superstar Domagoj Duvnjak (Gerald Zeiner: „Er hat seine Hände überall“) an vorderster Front stellte Österreich wie schon andere Gegner vor Probleme, keine Mannschaft hat in den drei Vorrundenspielen weniger Gegentore (21,6 im Schnitt) erhalten als die Kroaten. Sie verstehen es, Räume eng zu machen, am Kreis perfekt zu verschieben, sodass sich kaum Lücken in der Abwehr auftun.

Also musste Österreich viel Risiko eingehen, oft Diagonalpässe über die gesamte Breite des Feldes spielen. So häuften sich auch Fehler im Aufbau, zu einfachen Toren kam man gegen diese Kroaten nicht. Zudem habe laut Rückraum-Spieler Zeiner „die Wurfquote nicht gepasst. “ Sie betrug letztlich 56 Prozent (60 Prozent Kroatien), zwischen der neunten und 19. Minute aber hatte Österreich zehn Minuten nicht getroffen, so einen Vier-Tore-Rückstand aufgerissen, der auch am Ende Bestand hatte. „Aber wir haben sie geärgert“, bilanzierte der 31-jährige Zeiner.

Am Samstag (18.15 Uhr, live ORF 1) wartet mit Spanien der amtierende Europameister und damit die nächste Herkulesaufgabe. Die Iberer besiegten zum Auftakt der Hauptrunde Tschechien mit 31:25.

("Die Presse", Printausgabe 17.01.2020)

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