Öl und Gas spielen Schlüsselrolle im Libyen-Krieg

REUTERS
  • Drucken

Die Truppen von General Haftar kontrollieren größte Ölfelder im Osten des Krisenstaats.

Im Libyen-Krieg spielen die reichen Öl- und Gasvorkommen des nordafrikanischen Staats eine Schlüsselrolle. Wer diese kontrolliert, verfügt in dem Konflikt zwischen der international anerkannten Regierung in Tripolis und General Khalifa Haftar, der große Teile des Landes kontrolliert, über einen entscheidenden Vorteil.

Vor Beginn der internationalen Konferenz zur Zukunft Libyens in Berlin kontrollierten die Truppen Haftars weite Teile der großen Ölfelder im Osten des Bürgerkriegslands. Ein Überblick über die wertvollste Ressource Libyens.

Wie viel Öl und Gas gibt es in Libyen?

Laut dem BP Statistical Review of World Energy von Ende 2018 verfügt Libyen insgesamt über 48,4 Milliarden Barrel Öl. Dies entspricht etwa 2,8 Prozent der weltweiten Reserven. Zudem liegen in Libyen 1,4 Billionen Kubikmeter Erdgas - etwa 0,7 Prozent der globalen Reserven. "Selbstverständlich wollen auch die jeweiligen libyschen Bürgerkriegsparteien die Kontrolle über die Öl- und Gasproduktion beziehungsweise der damit verbundenen Einnahmen erlangen, denn nur dadurch können sie sich langfristig eine gefestigte Machtbasis schaffen", sagte der Ökonom und Politikwissenschaftler Behrooz Abdolvand der Nachrichtenagentur AFP.

Welche Folgen hat der jahrelange Krieg für die Öl- und Gasförderung?

Die Ölförderung ist durch den Krieg massiv eingebrochen. Lag die Produktion im Jahr 2010, ein Jahr vor dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi, noch bei knapp 1,8 Millionen Barrel pro Tag, sank sie bis zum Jahr 2016 auf nur noch 0,4 Millionen Barrel täglich. Seither stieg die Förderung zwar wieder und erreichte 2018 einen Umfang von rund eine Million Barrel pro Tag. Dies entsprach in etwa 1,1 Prozent der globalen Produktion. "Unter normalen politischen Bedingungen beträgt die Produktionskapazität Libyens über drei Millionen Barrel pro Tag", urteilte Abdolvand.

Wer profitiert von den Einnahmen?

Für den libyschen Staatshaushalt sind die Einnahmen aus dem Erdölgeschäft unverzichtbar. Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil der Staatseinnahmen aus den Öl- und Gaseinnahmen über 85 Prozent beträgt. Vor allem die Regierung in Tripolis profitiert laut Abdolvand derzeit noch von Einnahmen aus der Onshore-Ölproduktion im Westen des Landes. Allerdings kontrolliert General Haftar mittlerweile die großen Ölfelder im Osten des Landes. Dort liegen rund 80 Prozent des gesamten libyschen Ölvorkommens.

Wie sind europäische Unternehmen im libyschen Öl-und Gassektor involviert?

"Die EU-Staaten Italien, Deutschland und Frankreich haben konkrete wirtschaftliche Interessen bezüglich des libyschen Energiesektors", sagte Abdolvand. Der Anteil des italienischen Energiekonzerns ENI an der libyschen Öl- und Gasproduktion beträgt rund 45 Prozent. Auch die österreichische OMV ist im Land tätig. Das deutsche Unternehmen Wintershall Dea beschränkt sich derzeit aufgrund der Rahmenbedingungen auf die Offshore-Produktion. Auch französische Unternehmen möchten sich im Energiesektor engagieren. Zusätzlich besitzt der US-Konzern Exxon seit langem Konzessionen im Öl- und Gassektor des Landes.

(APA/ AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Berlin

Libyen-Gipfel: Konferenz-Erklärung sieht Entwaffnung der Milizen vor

Ob sich die Teilnehmer der am Mittag beginnenden Konferenz, darunter die Kriegsparteien in Libyen sowie die Präsidenten von Russland und Türkei, am Ende einigen können, bleibt noch offen.
Deutschlands Außenminister maas traf am Donnerstag im libyschen Bengasi den Kriegsherren Khalifa al-Haftar.
Nordafrika

Borrell für europäische Soldaten in Libyen

Der neue Hohe EU-Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik macht vor der Berliner Libyen-Konferenz Druck auf die Mitgliedstaaten. Er warnt davor, dass Russland und Türkei Migrantenströme nach Europa steuern könnten.
Außenpolitik

Die Berliner Pläne für einen Frieden in Libyen

Bei der Friedenskonferenz am Sonntag soll die Entwaffnung von Milizen, ein Waffenembargo und die Verheinheitlichung der libyschen Sicherheitskräfte beschlossen werden. An einer EU-Mission wird noch gefeilt.
Migranten in Libyen

Libysche Konfliktparteien rekrutieren Migranten als Kämpfer

UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR)  warnt, dass Migranten nicht nur erpresst und als Zwangsarbeiter ausgebeutet, sondern auch von beiden Seiten zum Kampf gedrängt werden.
Bürgerkrieg

Libyens General Haftar sagt Waffenruhe zu

Der General verspricht Deutschlands Außenminister Maas, die Waffen schweigen zu lassen. Erdogan kündigt erneut die Entsendung türkischer Truppen zur Unterstützung der libyschen Regierung an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.