Dossier

Mutter Zivilcourage und ihre Kinder

Florence Nightingale
Florence Nightingale(c) Marin Goleminov, Presse
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Katzen, Kinder, Kranke: Wem würden Sie freiwillig helfen? Knapp die Hälfte der Österreicher engagiert sich – in der Nachbarschaft, auf Wikipedia, in der Wüste. Nützt das? Schadet das? Fest steht: Ohne Freiwillige wäre Österreich (auch finanziell) ein völlig anderes Land. Ein Dossier in Zusammenarbeit mit der FHWien WKW.

Die britische Krankenschwester Florence Nightingale gilt als Ikone der Freiwilligkeit. Sie versorgte Verwundete im Krim-Krieg, erkannte die Wichtigkeit von Hygiene und legte den Grundstein für die moderne, westliche Krankenpflege. Kurzum, sie widmete ihr Leben der Arbeit mit Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Noch heute – 200 Jahre nach ihrem Geburtstag – zählen Ehrenamt und Hilfsbereitschaft zu den Grundpfeilern einer funktionierenden Gesellschaft. Doch wie stabil stehen sie?

Die Suche nach Antworten führte uns vor die Haustür zum Nachbarn, über Wanderwege in den Alpen, bis in die Wüste von Israel. Dabei stießen wir auf 3,5 Millionen Österreicher, die sich freiwillig für die gute Sache engagieren, und auf zahlreiche Geldspenden, die das System am Laufen erhalten. Aber auch auf neue Fragen: Was brauchen Menschen in Pflegeheimen? Wer hilft verletzten Tieren? Wer befüllt Wikipedia?

Und: Wo hört selbstlose Hilfe auf? Zahlreiche Organisationen, insbesondere in Entwicklungsländern, finanzieren sich großteils aus Spenden. Nicht immer kommt das Geld bei den Bedürftigen an. Gleichzeitig bezahlen viele Menschen hohe Beträge, um sich im Ausland freiwillig für ein paar Tage oder Wochen zu engagieren – von diesen Summen sehen die Betroffenen vor Ort wenig. Droht das Ehrenamt zum Instrument zu verkommen, um die persönliche Social-Media-Präsenz aufzubessern?

„Krankenpflege ist keine Ferienarbeit. Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung, wie das Werk eines Malers oder Bildhauers“, sagte Florence Nightingale. Einige Kunststücke, die Freiwillige damals wie heute im In- und Ausland schaffen, stellen wir hier aus.

Das Dossier ist im Rahmen einer Lehrveranstaltung am Institut für Journalismus und Medienmanagement der FHWien der WKW (Träger: Wirtschaftskammer Wien und der Fonds der Wiener Kaufmannschaft) entstanden. Dabei haben folgende Studierende mitgearbeitet: Annemarie Andre, Anja Dax, Astrid Eisenprobst, Selina Holesinsky, Anja Malensek, Manuel Mayr, Soraya Pechtl, Sonja Pellumbi, Nina Pöchhacker, Heinz Raab und Evangelista Sie.

Mehr erfahren

Geschichte der Krankenpflege

Am Anfang war der Pflegekräftemangel

Die Geburtsstunde der modernen Krankenpflege war im England des 19. Jahrhunderts. Österreich beeinflusste das kaum. Hier sollte die Pflege lang ein Beruf ohne Ausbildung bleiben – und eigenwillige Pfade durchlaufen. (Von Evangelista Sie)
Meta-Magazin

Pflegen uns bald die Roboter?

Lucas Paletta leitet das Projekt „Amigo“. Dabei zieht Roboter Pepper für drei Wochen in einen Haushalt ein und unterstützt Menschen, die von Demenz betroffen sind. (Von Annemarie Andre)
Was ist Hilfe?

Hilfe, können wir das noch?

Freiwilligkeit, Nächstenliebe, Zivilcourage – Hilfe hat viele Gesichter und Namen. Ebenso vielfältig sind die dahinterstehenden Motive. Was treibt Helfer an? Ist es Nächstenliebe – oder sind es egoistische Motive? Und wieso schauen viele Menschen in Notsituationen weg? (Von Anja Maria Dax)
Kosten der Freiwilligkeit

Freiwilligenarbeit als erfreuliche Schattenwirtschaft

Mehr als drei Millionen Österreicher arbeiten freiwillig. Würden sie für ihre Arbeit plötzlich Geld verlangen, müssten Staat und Non-Profit-Unternehmen tief in die Tasche greifen. Schätzungen gehen von neun Milliarden Euro aus, die diese Arbeit pro Jahr kosten würde. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Freiwilligenarbeit gehen aber über reines Geldsparen hinaus. (Von Manuel Mayr)

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