Inflation

2019 brachte billiges Fahren und teures Wohnen

Symbolbild Tanken, Tanksaeule im Gegenlicht, Verbrauchsanzeige und eingehaengte Zapfventile Zapfsaeule *** Symbol image Re
Symbolbild Tanken, Tanksaeule im Gegenlicht, Verbrauchsanzeige und eingehaengte Zapfventile Zapfsaeule *** Symbol image Reimago images/Martin Bäuml Fotode
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Die Verbraucherpreise stiegen im Vorjahr um 1,5 Prozent. Besonderer Preistreiber war dabei neuerlich der Bereich Wohnen – obwohl Eigentum darin gar nicht enthalten ist. Preisdämpfend wirkten indes die Treibstoffpreise und billige Flugtickets.

Wien. Wenn man sich die aktuelle politische Agenda als Blaupause nimmt, dann lief die Inflation im Jahr 2019 in die komplett falsche Richtung. So gab es zwei Bereiche, die mit 0,9 Prozentpunkten für mehr als die Hälfte der gesamten Jahresinflation von 1,5 Prozent sorgten – und zwar Wohnen sowie Restaurantbesuche. Gleichzeitig gab es einen großen Preisdämpfer gegenüber dem Jahr 2018. Und das war der Bereich Verkehr. „Gesunkene Treibstoffpreise und billige Flugtickets sorgten bei der Inflation für einen deutlich Rückgang“, sagt Ingolf Böttcher von der Statistik Austria bei der Präsentation der Jahresinflationszahlen am Freitag.

Vor allem die Mieten verteuerten sich im Jahr 2019 erneut deutlich um drei Prozent. Teurer wurden aber auch Instandhaltungsarbeiten, die Wasserversorgung und die in den Haushalten verbrauchte Energie. Nicht einberechnet wurden in die Zahlen des Wohn-Kapitels hingegen die Kosten für Eigentumswohnungen, die von ihren Besitzern selbst bewohnt werden. Diese verteuerten sich aufgrund der Preissteigerungen am Immobilienmarkt ebenfalls deutlich, sind laut Definition der Statistik aber Investitionen und kein Konsum und deshalb nicht Teil des Verbraucherpreisindizes. Der ebenfalls erhobene Kostenindex für selbst genutzte Immobilien erhöhte sich im dritten und vierten Quartal des Vorjahres je um rund 4,5 Prozent.

Österreich teurer als Rest Europas

Ebenfalls stark verteuert haben sich im Vorjahr Restaurantbesuche. So stiegen die Preise für auswärtiges Essen und Trinken im Schnitt um drei Prozent. Der Bereich Verkehr präsentierte sich 2019 hingegen als deutlicher Dämpfer für die Teuerung, nachdem er im Jahr zuvor ebenfalls noch eine treibende Wirkung hatte. So sanken die Treibstoffpreise um 1,5 Prozent, 2018 waren sie noch um neun Prozent gestiegen. Aber auch die Flugtickets sanken aufgrund des Preiskampfes am Drehkreuz Wien mit minus 6,2 Prozent überdurchschnittlich stark.

(c) Die Presse

In Summe liegt die heimische Teuerung im Vorjahr mit 1,5 Prozent damit zwar deutlich unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank von knapp unter zwei Prozent, aber über den Werten aus Deutschland (1,4 Prozent) oder des gesamten Euroraums (1,2 Prozent). Damit setzt sich die langjährige Entwicklung fort, dass die Preise in Österreich ein wenig schneller steigen als im restlichen Europa. Grund dafür sind laut der Statistik Austria vor allem die Dienstleistungen. Denn während bei den Güterpreisen Österreich mit einem Plus von 12,8 Prozent zwischen 2010 und 2019 etwa auf dem Niveau des Euroraums liegt (11,5 Prozent), lief die Teuerung bei den Dienstleistungen mit 26 Prozent plus in diesen neun Jahren dem gesamteuropäischen Niveau mit 14 Prozent deutlich davon.

Warum sich Dienstleistungen in Österreich deutlich stärker verteuern als in den anderen europäischen Ländern kann man bei der Statistik jedoch nicht beantworten. Ein möglicher Erklärungsversuch ist der relativ starke Tourismussektor, der bei steigender Nachfrage mit Preiserhöhungen reagiere, meint Böttcher.

Im historischen Inlandsvergleich war 2019 ein relativ „billiges“ Jahr. So lag es unter dem Durchschnitt des Jahrzehnts von 1,9 Prozent. Und auch dieser Wert ist bereits wesentlich niedriger als noch in den 1990er- oder 1980er-Jahren, in denen die Inflation im Schnitt bei 2,4 respektive 3,8 Prozent lag.

Scanner-Daten für Statistik

Für die Zukunft arbeiten die Statistiker nun fieberhaft an einer grundlegenden Neuerung bei der Erhebung der Inflation. So soll diese künftig automatisch mit Hilfe der Scanner-Daten von Super- und Drogeriemärkten erfolgen. Dadurch soll das Ergebnis auch feiner werden, weil der Warenkorb wesentlich detaillierter dargestellt werden kann. Für heuer ist die technische Implementierung geplant. 2021 sollen dann die ersten Daten erhoben werden und diese können dann ab 2022 im Jahresvergleich dargestellt werden.

(jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2020)

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