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Auch Google ist nun billionenschwer

Google-Chef Sundar Pichai soll eine stärkere Rolle im Alphabet-Konzern haben.
Google-Chef Sundar Pichai soll eine stärkere Rolle im Alphabet-Konzern haben.APA/AFP/JOSH EDELSON
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Google-Mutter Alphabet ist es gelungen, einen Börsenwert von einer Billion Dollar zu erreichen. So hoch werden auch Apple, Microsoft und Saudi Aramco bewertet. Doch wie geht das?

Wien/New York. Nun ist auch Google-Mutter Alphabet in den Kreis der Billionenfirmen aufgestiegen. Am Donnerstagabend erreichte die Suchmaschinenfirma einen Börsenwert von einer Billion Dollar (Englisch: „trillion“). Das entspricht 900 Milliarden Euro.

Den Anlegern dürfte die gestärkte Rolle von Google-Chef Sundar Pichai gefallen. Er soll auch im Mutterkonzern die Chefrolle übernehmen. Der Alphabet-Konzern ist vor allem von Googles Werbeeinnahmen abhängig, andere Geschäftszweige (selbstfahrende Autos, Glasfasernetze, Gentechnik) spielen eine untergeordnete Rolle.

Aramco: Nur Teil an der Börse

Alphabet ist nun in guter Gesellschaft: Der iPhone-Hersteller Apple bringt es auf eine Marktkapitalisierung von 1,38 Billionen Dollar, der Softwareriese Microsoft auf 1,27 Billionen Dollar.

Ein noch größeres Unternehmen notiert vorerst nur in Riad: Die im Dezember an die Börse gegangene Ölgesellschaft Saudi Aramco hat eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 1,87 Billionen Dollar. Doch wurden nur 1,5 Prozent der Aktien an die Börse gebracht. Die anderen 98,5 Prozent wurden noch nie gehandelt. Der Preis der 1,5 Prozent wird lediglich auf das gesamte Unternehmen hochgerechnet. Onlinehändler Amazon hatte Mitte 2018 ebenfalls eine Billion Dollar Börsenwert erreicht, ist aber derzeit mit 931 Milliarden Dollar nur noch das fünftgrößte börsenotierte Unternehmen der Welt.

Der Börsenwert wird berechnet, indem man den aktuellen Kurs mit der Anzahl aller Aktien des Unternehmens multipliziert. Werden Aktien zu einem höheren Preis gehandelt, steigt der fiktive Wert aller Aktien des Unternehmens. Auch Anleger, die ihre Papiere schon lang nicht mehr gehandelt haben, sehen einen höheren Wert in ihren Depots. Verkauft einer von ihnen, wird er wohl tatsächlich einen Preis in dieser Höhe bekommen. Wollen viele gleichzeitig verkaufen, würde das den Kurs jedoch nach unten drücken.

Anders formuliert: Alphabet wird deswegen mit einer Billion Dollar bewertet, weil zuletzt ein paar Aktien um mehr als 1450 Dollar den Eigentümer gewechselt haben. Wären alle Alphabet-Aktien um diesen Preis gehandelt worden, ergäbe das eine Billion. Tatsächlich hat noch nie jemand eine Billion Dollar in die Hand genommen, um ein Unternehmen wie Alphabet zu kaufen. Das könnte sich auch kaum jemand leisten. Die reichste Privatperson der Welt – laut Bloomberg ist das Amazon-Gründer Jeff Bezos – verfügt nur über ein Vermögen von 117 Milliarden Dollar, und das hält Bezos größtenteils nicht in Cash, sondern in Amazon-Aktien.

Doch selbst wenn es einer Institution oder einem Großkonzern tatsächlich gelänge, Banken zu finden, die die Übernahme eines Unternehmens wie Alphabet mit Krediten finanzieren, müsste der Käufer wohl weit mehr hinlegen als eine Billion Dollar. Übernahmegerüchte treiben nämlich den Kurs normalerweise stark an.

Technologie-Rallye im Gang

Der enorme Kursanstieg von Apple, Google, Microsoft und Facebook in den vergangenen Monaten bereitet einigen Investoren Kopfzerbrechen. Der US-amerikanische Portfoliomanager Paul Meeks glaubt etwa, dass die Apple-Aktie um mindestens 100 Dollar überbewertet ist. Zuletzt wurde sie um 315 Dollar gehandelt. Die Anleger sehen derlei Warnungen gelassen. Mit Kursanstiegen von fünf (Microsoft), sieben (Apple) oder acht Prozent (Facebook, Alphabet) liegen die Technologieriesen heuer schon wieder über dem Schnitt von 2,7 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2020)

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