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Einigung im Glyphosat-Streit in Sicht?

Bayer hat die angeblich krebserregende Wirkung von Glyphosat stets zurückgewiesen.
Bayer hat die angeblich krebserregende Wirkung von Glyphosat stets zurückgewiesen.APA/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Der Mediator hält einen Vergleich im Februar für möglich, die Aktionäre sind erleichtert.

Leverkusen. 75.000 oder gar 85.000 oder doch „nur“ 50.000? Eigentlich ist es unerheblich, mit wie vielen Klagen in den USA der deutsche Chemie- und Pharmariese Bayer wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat und seiner mutmaßlich krebserregenden Wirkung tatsächlich konfrontiert ist. Faktum ist, dass sich die Deutschen mit dem Kauf des US-Konzerns Monsanto, der das Herbizid produziert, milliardenschwere Probleme eingehandelt haben.

Jetzt zeigt sich ein Silberstreifen am Horizont: Mediator Ken Feinberg hält eine Einigung noch im Februar für möglich. Er sei „vorsichtig optimistisch“, dass eine umfassende Einigung binnen eines Monats erreicht werden könne, sagte der US-Anwalt der Agentur Bloomberg. Feinberg wollte sich aber nicht dazu äußern, wie eine Lösung aussehen könnte. Der Mediator versucht, zwischen dem Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern und den US-Klägern eine außergerichtliche Einigung zu erreichen.

Laut Feinberg habe sich die Zahl der Klagen in den vergangenen Monaten auf bis zu 85.000 verdoppelt. Bayer weist das zurück und betont, die Zahl der tatsächlichen Klagen liege deutlich unter 50.000. Zuletzt hatte der Konzern von 42.700 Klagen gesprochen.

Rückendeckung von US-Justiz

Bayer hat die angeblich krebserregende Wirkung von Glyphosat stets zurückgewiesen und erklärt, Zulassungsbehörden weltweit bewerteten das Herbizid bei sachgemäßer Anwendung als sicher. Glyphosat zählt zu den am meisten eingesetzten – und umstrittensten – Unkrautvernichtern. Im Dezember hat Bayer in einem Glyphosat-Prozess die Unterstützung der US-Regierung erhalten. Das Justizministerium und die Umweltschutzbehörde EPA riefen ein Bundesberufungsgericht dazu auf, ein Urteil aus Kalifornien aufzuheben, in dem ein Mann den Unkrautvernichter für seine Krebserkrankung verantwortlich gemacht hatte. Glyphosat sei nicht krebserregend, hieß es in dem Schreiben.

Die ersten drei Prozesse vor US-Gerichten hat Bayer aber verloren und hohe Schadenersatz-Urteile in zweistelliger Millionenhöhe kassiert. Alle weiteren Verfahren, die im vorigen Jahr hätten stattfinden sollen, wurden verschoben. Die meisten Analysten erwarten, dass sich das Unternehmen auf einen Vergleich mit den Klägern einigt. Darauf dringen auch die zuständigen Gerichte. Wie hoch der Vergleich sein könnte, ist offen.

Für die Bayer-Aktionäre war am Freitag allein die Aussicht auf eine Beilegung des Streits Anlass genug, zuzugreifen: Das Papier lag mehr als ein Prozent im Plus.

Ungeachtet der Bedenken hat ein Konsortium mehrerer Pestizidhersteller die Wiedergenehmigung von Glyphosat in der EU beantragt. Die Zulassung wurde Ende 2017 für weitere fünf Jahre bis Ende 2022 beschlossen. Die Glyphosate Renewal Group unter Führung von Bayer strebt an, dass das Mittel auch darüber hinaus wieder verwendet werden darf. In Österreich trat das vom Nationalrat beschlossene Verbot des Unkrautvernichters wegen eines Formalfehlers nicht wie vorgesehen am 1. Jänner in Kraft. (Reuters/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2020)

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