Stadtentwicklung

Mobilität, Energie und Kampf gegen Leerstände

Damit Ortskerne attraktiv und belebt bleiben, braucht es immer neue Ideen.
Damit Ortskerne attraktiv und belebt bleiben, braucht es immer neue Ideen.Martin Grabner/TU Graz
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Cities werden „smart“, aber auch kleine Orte brauchen neue Konzepte.

Die Stadt- und Regionalentwicklung ist mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert: angefangen mit der anhaltenden Urbanisierung über Migration und Klimawandel bis hin zum wirtschaftlichen Strukturwandel. Dass darauf schlüssige Antworten beziehungsweise Lösungen gefunden werden müssen, liegt auf der Hand. Schließlich gilt es Städte und Regionen als attraktive Wohnräume in die Zukunft zu führen. Einschlägige Programme bilden Experten aus, die die notwendigen Entwicklungsprozesse gestalten und umsetzen können.

Laut Aglaée Degros, Leiterin des Instituts für Städtebau der TU Graz, sind vor allem kleinere und mittlere Städte gefordert, wenn es um Stadt- und Regionalentwicklung geht. „In Österreich gibt es viele Ortschaften, die sich mit zunehmenden Leerständen im Ortskern, mit nachhaltigem Mobilitätsmanagement sowie mit fehlender Energieraumplanung auseinandersetzen müssen“, erklärt sie. Das Problem: Gleichzeitig verfügten kleine und mittlere Städte und Kommunen zumeist nur über geringe personelle und finanzielle Möglichkeiten, um sich zukunftsfit zu machen. Der Universitätskurs „Smarte Quartiersentwicklung in kleinen und mittelgroßen Städten“ der Uni Graz setzt sich aus insgesamt acht Modulen, die jeweils an einem Tag (in Graz sowie teilweise in Salzburg) stattfinden, zusammen und die jeweils mit Beispielen aus der Praxis abgerundet werden. Dazu gehören unter anderem Öffentlicher Raum, Mobilität, Energie und Technologie.

Lehrgänge gefragt

Angesichts der von der Expertin umschriebenen Ausgangslage ist die starke Nachfrage nach dem im Vorjahr von der TU Graz erstmals angebotenen Universitätskurs nicht verwunderlich. Das gemeinsam mit dem Institut für Raumplanung der TU Wien und dem Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen entwickelte Weiterbildungsprogramm wurde von Teilnehmern aus ganz Österreich besucht. Im Februar startet es in die zweite Runde.

Einen hohen Bedarf an einschlägigem Know-how macht man auch an der Universität Wien aus. Im Sommersemester wird daher der Zertifikatskurs „Kooperative Stadt- und Regionalentwicklung – Die nachhaltige Region“ angeboten. Wie Martin Heintel vom Institut für Geografie und Regionalforschung erklärt, startet im Mai auch ein diesbezügliches Masterstudium. „Gerade die Kooperation zwischen verschiedenen Stakeholdern aus Politik, Verwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft ist die große Herausforderung in der Stadt- und Regionalentwicklung“, sagt Heintel. Wichtig sei dabei die Kommunikation auf verschiedenen Ebenen.

Auf dem Programm des Masterstudiums stehen in jedem der vier Semester ein Modul sowie Projektarbeiten und Exkursionen, bei denen vor Ort mit Experten zusammengearbeitet wird. Aufgenommen würden rund 20 Personen, die bereits in der Stadt- und Regionalentwicklung beruflich tätig sind oder in Zukunft sein wollen. „Unser Ziel ist es, Know-how von verschiedenen Seiten zusammenzubringen“, sagt Heintel.

Interdisziplinäre Kooperation

Gleiches gilt für den Masterstudiengang Integrative Stadtentwicklung am Technikum Wien. „Die Studiengangsteilnehmer sollen sich aus den Erfahrungen der anderen einen Mehrwert verschaffen“, sagt der Leiter Harald Wahl.

Ausgebildet werden sollen laut Wahl Experten im Bereich Smart Cities. Daher ist der viersemestrige Masterstudiengang auf den Domänen Mobilität, Energie und IKT aufgebaut. Die Studierenden seien jeweils in einem der drei Bereiche beruflich zu Hause. „Im ersten Semester muss rund vier Wochen lang ein Ausgleichsmodul, in dem die Studierenden mit den Grundlagen aus den anderen Domänen vertraut gemacht werden, absolviert werden“, erklärt Wahl. Das sei nicht zuletzt deshalb wichtig und von Vorteil, weil bei Stadtentwicklungsprojekten immer interdisziplinäre Teams im Einsatz seien. Im ersten und zweiten Semester werde interdisziplinäre Zusammenarbeit in einer eigenen Lehrveranstaltung, in der auch Social Skills eine wichtige Rolle spielen, abgehandelt.

„Technologie – im Sinn von sozial orientierter Technologie – kann eine Lösung sein“, so Degros. Als Beispiel nennt sie im Bereich Mobilität das „Mobility on Demand“-Konzept. Insgesamt gebe es aber keine allgemeingültige Lösung, wie kleinere Städte attraktiv bleiben könnten. Schließlich mache jede etwas Spezifisches aus, worauf aufgebaut werden könne.

INFORMATION

Bildungsangebote (Auswahl)

• TU Graz: Master Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung, Universitätskurs Smarte Quartiersentwicklung in kleinen und mittelgroßen Städten www.tugraz.at

• Uni Wien: Zertifikatskurs und Master Kooperative Stadt- und Regionalentwicklung – Die nachhaltige Region www.univie.ac.at

• TU Wien: Bachelor und Master Raumplanung und Raumordnung www.tuwien.at

• FH Technikum Wien: Masterstudium Integrative Stadtentwicklung www.technikum-wien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2020)

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