Blumenball

Blütenpracht und Walzermacht

(c) Christian Fürthner
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Der 98. Blumenball im Wiener Rathaus begeisterte mit Eleganz und Witz, gleichgeschlechtlichen Eröffnungspaaren und falschen Prinzen.

Dass Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ein Fan ist, überrascht nicht besonders. Immerhin ist er Hausherr und hat auch - gemeinsam mit Umweltstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ) - den Ehrenschutz über. Doch der ausverkaufte "98. Blumenball", der am Freitag zum 32. Mal im Wiener Rathaus über die mit 100.000 Blumen und Blüten geschmückte Bühne ging, brachte auch viele der 3300 Gäste ins Schwärmen: "Dieser Saal ist großartig, als wäre er für einen Ball gebaut worden", begeisterte sich etwa eine extra aus England angereiste passionierte Gärtnerin. Und mit dieser Meinung war sie in der langen Rathaus-Ballnacht wohl nicht allein.

Der Blumenball punktet im dichtgedrängten Wiener Ballkalender mit seiner ganz besonderen Mischung aus Grandezza und Lässigkeit. Sein Alleinstellungsmerkmal aber ist ohne Zweifel der Blumenschmuck, der von den Wiener Stadtgärtnern mit Hilfe von "Jugend am Werk" in tagelanger Arbeit angebracht wird. Darauf verwies Stadtgartendirektor Rainer Weisgram bei seiner Begrüßung. Er war allerdings nicht der einzige, der von den Vorbereitungen beeindruckt war. "Ich bin in den letzten Tagen immer wieder durch den Festsaal gegangen", sagte Bürgermeister Ludwig in seiner Festrede. "Dabei sind mir die, sagen wir mal, klimatisch schwierigen Bedingungen aufgefallen, unter denen hier gearbeitet wurde. Auf die Frage, ob wir nicht einheizen sollten, kam allerdings die Antwort: Bloß nicht, das ist schlecht für die Blumen."

(c) Christian Fürthner

Die Mühe hatte sich jedenfalls gelohnt: 100.000 Blumen und Blüten waren unter dem Motto "Frühlingserwachen" zu 600 Gestecken arrangiert worden. Das Farbschema changierte zwischen rosa, gelb und grün und neigte zum Pastell. Eleganz wetteiferte dabei mit Witz, etwa wenn es auf den Gängen des Rathauses aus Gummistiefeln und Arbeitshandschuhen spross. Die Blumenkulisse war auch als Fotomotiv entsprechend heiß begehrt.

(c) Christian Fürthner

Bei der Eröffnung, die von der Tanzschule Rueff choreografiert und geleitet wurde, schlug der Blumenball den Opernball - mit gleich zwei gleichgeschlechtlichen Paaren im Jungdamenkomitee. "Das ist für uns nichts Ungewöhnliches", meinte Yvonne Rueff zur "Presse". "Wir verlangen nur, dass das Farbschema schwarz-weiß eingehalten wird." Auch in den Tanzkursen steige im übrigen die Nachfrage nach mehr Geschlechterflexibilität, meint Rueff. "Wir sind daher auch davon abgekommen von Damen und Herren zu sprechen, sondern nennen das Leader und Follower, je nachdem wer führt."

Taxitänzer in rot-blauer Prinzenuniform

Yvonne Rueffs akrobatische Tanzeinlage war einer der Höhepunkte der Eröffnung. Ein weiterer war der Chor aus Magistratsmitarbeitern. Als es danach "Alles Walzer" hieß, gab es einen kurzen Moment der Überraschung. Doch was auf den ersten Blick nach einem monarchistischen Coup im roten Wiener Rathaus aussah, erwies sich als von einer bekannten Keksfirma gesponserter Gag: Taxitänzer, die in rot-blauer Prinzenuniform tapfer die ganzen Nacht durchtanzten.

Für die Musik im Festsaal sorgten wie jedes Jahr das Streichorchester unter Leitung von Helmut Steubl sowie die Bigband von Wolfgang Steubl. Im Wappensaal spielte die "Caro Band" auf, und im Stadtsenatssitzungssaal waren die absolut unermüdlichen Salsa-Profis der Tanzschule Chris am Werk. Speisen und Getränke - allen voran die beliebten Sacherwürsteln - kamen aus dem Rathauskeller.

(c) Christian Fürthner

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