LG

Konsolenfeeling in der Hosentasche

Zwei Displays sollen es schon sein, aber gefaltet wird bei LG (noch) nicht.
Zwei Displays sollen es schon sein, aber gefaltet wird bei LG (noch) nicht.(c) LG
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Der Smartphone-Markt wird von drei Marken (Samsung, Apple und Huawei) dominiert. Dabei will es aber der koreanische Hersteller LG nicht belassen.

Der Smartphone-Markt stand im Vorjahr nach Jahren kleiner Evolutionen wieder einmal vor einer Revolution. Zumindest ging eine ganze Branche davon aus, dass 2019 ein Faltjahr werde. Doch es kam anders. Die Smartphone-Revolution wurde aber nicht abgesagt, sondern nur verschoben.

Faltbare Geräte werden uns in den kommenden Jahren noch viel intensiver begleiten. Das ist gewiss. Der Wunsch nach multifunktionalen Geräten ist vorhanden.

Der koreanische Hersteller LG hielt sich bei dieser Entwicklung bislang dezent zurück. Nicht, weil es dem Unternehmen an der OLED-Expertise diesbezüglich fehlen würde. Immerhin hat LG bereits einen rollbaren Fernseher in petto, wenn auch nur als Prototyp.

Wie aber auch andere Hersteller will LG warten, bis die ersten Kinderkrankheiten ausgemerzt sind.

Neustart am Smartphone-Markt. Während es LG finanziell sehr gut geht, ist die Mobilsparte seit einigen Jahren ein Sorgenkind, das tief in den roten Zahlen steckt. Auf der CES kündigte CEO Kwon Bong-seok  einen radikalen Richtungswechsel an. Kunden sollen von LG-Handys  wieder begeistert  sein. Einen ersten Ausblick dieser neuen Strategie gibt das LG G8X.

Ein sehr hochwertig gebautes Gerät, dessen 6,4 Zoll großer Bildschirm eine Auflösung von 2340 x 1080 Pixel bietet. Ausgeliefert wird das Smartphone nach wie vor mit Android 9, ein Update auf Android 10 soll folgen. Hier war aber LG noch nie bei den schnellsten Versorgern dabei.

Die Dual-Kamera mit 12 Megapixel liefert ordentliche Bilder. Kunststücke darf man sich aber trotzdem nicht erwarten. Hier kann das G8X nicht mit einem aktuellen iPhone oder Samsung-Handy mithalten.

Das eigentliche Highlight ist die Hülle des Geräts.  Das mag auf den ersten Blick komisch anmuten, hat aber seine Berechtigung. LG wählt eine Hybrid-Faltlösung. Die Hülle bietet nämlich zwei weitere Displays. Eines für außen, für den Überblick über Benachrichtigungen und die Uhrzeit. Das zweite Display befindet sich auf der Innenseite und verdoppelt das eh schon große 6,4 Zoll Display. Das ermöglicht relativ viele Anwendungsszenarien, wobei die doppelte Nutzfläche den wenigsten Komfort bietet. Will man sich zum Beispiel ein Video ansehen, das über beide Displays geht, stört der ein Zentimeter starke Streifen in der Mitte schon sehr.

Viel besser gefällt im Test die Möglichkeit, beim Nachrichten schreiben den Text auf der einen Seite und die Tastatur auf der anderen zu haben. Großer Komfort, der sich auch auf Spiele übertragen lässt. Für das G8X wurde ein eigenes virtuelles Gamepad entwickelt, das dann wiederum einen der Bildschirme einnimmt. Das funktioniert sehr gut und lässt einen beinahe vergessen, nicht mit einer Konsole zu spielen. Spätestens nach zwei Stunden wird man daran erinnert. Es entwickelt dann doch eine gewisse Wärme und auch der Akku schreit nach einer Pause. Eines der größten Mankos. Der 4000 mAh Akku muss zweieinhalb Displays versorgen. Durch die Hülle kriegt er keine eigene Unterstützung.

Nichts für die Hosentasche. Mit der Hülle geht viel an der Hochglanz-Eleganz des G8X verloren. Es benötigt selbst in einer großen Handtasche viel Platz und fällt deutlich ins Gewicht.   Das LG 8X ist mit knapp 820 Euro deutlich günstiger als ein Falthandy. Dafür muss man aber bereit sein, ein paar Abstriche (Akku, durchgehendes Display) zu machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2020)

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