Morgenglosse

Der "farbige" Antonio Banderas auf dem Planeten Hollywood

Antonio Banderas
Antonio Banderasimago images/ZUMA Press
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Antonio Banderas als „farbigen Schauspieler" zu bezeichnen ist nicht nur absurd und dumm, sondern legt das auf so vielen Ebenen rückständige Welt- und Menschenbild Hollywoods offen.

Nicht, dass es einen weiteren Beweis dafür gebraucht hätte, aber vom Spanier Antonio Banderas als „farbigen Schauspieler" zu sprechen, wie das zuletzt zwei Branchenmagazine getan haben, offenbart einmal mehr die latent rassistische und sexistische Geisteshaltung, die in Hollywood weit verbreitet ist. Schließlich ist es kein Zufall, dass Frauen viel seltener Hauptrollen in hochbudgetierten Filmen bekommen als Männer, und Schwarze, Mexikaner sowie Asiaten überdurchschnittlich oft klischeebehaftete Charaktere wie etwa Drogendealer oder Kampfsportler spielen, wodurch sie zumeist ihr Potenzial nicht entfalten können.

Auch der Umstand, dass es einen eigenen Oscar für nichtenglischsprachige Filme gibt, verrät so einiges über das Selbstverständnis Hollywoods. Denn warum ist ein deutschsprachiger Streifen nicht mit einem englischsprachigen vergleichbar, sehr wohl aber mit einem französisch-, rumänisch- oder russischsprachigen? Die Antwort ist offensichtlich: Niemand soll dem amerikanischen Film – also dem klassischen Heldenkino mit männlicher Hauptfigur – die Show stehlen.

So gesehen ist es verwunderlich, dass bei den Oscars noch keine Kategorie für nichtamerikanische Schauspieler eingeführt wurde. Schauspieler wie Antonio Banderas, Idris Elba und Zhang Ziyi. Damit könnte man sich auch die jährlichen Kontroversen ersparen, wonach es viel zu wenige farbige, hispanische und asiatische Nominierte gibt. Lächerlich? Wieso, es werden doch auch Oscars für männliche und weibliche Darsteller vergeben? Schauspiel ist die einzige Kategorie, in der seltsamerweise zwischen den Geschlechtern unterschieden wird. Warum eigentlich? Weil sonst Frauen zumeist leer ausgehen würden, da sie nicht einmal ansatzweise gleich starke Rollen bekommen wie Männer?

Keine Sorge, das ist kein Appell, künftig auf den Geschlechterunterschied zu verzichten oder eine neue Kategorie für ausländische Schauspieler zu etablieren. Sondern lediglich die Hoffnung und der Wunsch, dass Frauen und Männern – egal, ob Amerikaner, Europäer, Afrikaner oder Asiaten – ähnlich wichtige, tragende Rollen gegeben werden, damit sie sich chancengleich miteinander messen können. Und niemand – um eine cineastische Metapher zu bemühen – mit einem Messer bewaffnet zu einer Schießerei gehen muss, ohne die geringste Aussicht auf Erfolg. Ein unrealistischer Gedanke? Ja, wahrscheinlich. Wie auch das Beispiel Antonio Banderas zeigt, der für Pedro Almodóvars „Leid und Herrlichkeit" als „Bester Hauptdarsteller" nominiert wurde. Denn obwohl er seit 25 Jahren Hauptrollen in Hollywoodproduktionen spielt, kommt der erste Film, bei dem es für eine Oscarnominierung reichte, aus Europa.

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