Studie

Frauen arbeiten weltweit pro Tag zwölf Milliarden Stunden unbezahlt

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Das ökonomische Ungleichgewicht basiere auf einem sexistischen und fehlerhaften Wirtschaftssystem, so die Hilfsorganisation Oxfam. Vor allem Frauen in Armut und aus Randgruppen sind stark betroffen.

Frauen und Mädchen weltweit leisten laut einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam pro Tag mehr als zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Haus-, Pflege- oder Fürsorgearbeit. Dies entspreche einem Gegenwert von mehr als elf Billionen Dollar jährlich, wenn für diese Arbeitsstunden der Mindestlohn bezahlt würde, so Oxfam in der Studie "Time to Care".

Die Studie behandelt vor allem das ökonomische Ungleichgewicht auf der Welt. So haben die 22 reichsten Männer der Welt so viel Reichtum wie alle Frauen Afrikas, rechnet Oxfam vor. Diese großen Unterschiede basieren auf einem fehlerhaften und sexistischen Wirtschaftssystem, so Oxfam weiter.

Das zeige sich vor allem bei der unbezahlten Fürsorgearbeit. Dazu gehört etwa das Aufpassen auf Kinder, ältere oder beeinträchtige Menschen, die tägliche Hausarbeit wie kochen, putzen, waschen oder auch Wasser oder Feuerholz holen. Vor allem Frauen, die in Armut leben oder aus Randgruppen stammen, sind besonders stark betroffen. Dabei sei gerade diese Arbeit für Gemeinschaften von essentieller Bedeutung.

Care-Arbeit sorgt für Ungleichgewicht

Der Einfluss von sogenannter Care-Arbeit auf Einkommen, Vermögen, Bildungschancen und Armutsgefährdung erfahre im Zusammenhang mit Ungleichheit zu wenig Aufmerksamkeit, sagte Ellen Ehmke, Analystin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. "Wir sollten den Wert dessen anerkennen."

„Das ökonomische Ungleichgewicht basiert auf einem Ungleichgewicht der Geschlechter und der Großteil der Menschen am Fuße der ökonomischen Pyramide sind Frauen. Frauen und Mädchen sind mit größerer Wahrscheinlichkeit in schlecht bezahlten und prekären Beschäftigungsverhältnissen anzutreffen und leisten den größten Teil der unbezahlten oder unterbezahlten Pflegearbeit“, heißt es dazu in der Studie.

Der Kapitalismus würde diese sexistischen Rollenbilder auch noch ausnutzen, indem den Frauen und Mädchen vermittelt wird, dass ihre Arbeit nichts Wert ist. Die Fürsorgearbeit ist nahezu unsichtbar oder wird nicht gewürdigt, sondern von Regierungen und Unternehmen als selbstverständlich erachtet.

"Der direkte Zusammenhang zwischen Vermögensungleichheit und Care ist, dass Frauen viel weniger Vermögen aufbauen können über ihr Leben, weil sie einen Großteil ihrer Arbeit in unbezahlter Pflege und Fürsorge leisten", sagte Ehmke. Die Klimakrise verschärfte die Situation - unter anderem weil etwa Wege zu Wasserstellen länger werden oder der Anbau von Gemüse schwieriger werde.

Auch in reicheren Ländern verschärfe die vornehmlich von Frauen geleistete Fürsorgearbeit die Ungleichheiten im Wohlstand. Solange es nicht ausreichend öffentlichen Angebote gebe für etwa Kinderbetreuung, könnten in Familien mit hohem Einkommen beide Eltern viel früher wieder arbeiten gehen als in Familien mit niedrigerem Einkommen. Dadurch werde die Ungleichheit zwischen Haushalten noch weiter vertieft.

Investitionen in nationale Fürsorgesysteme und Infrastruktur, im Gesetz verankerte Rechte und Löhne für Pflegekräfte, das Einbeziehen der Pflegekräfte in Entscheidungsprozesse und die Stärkung des Ansehens der Haus-, Pflege- oder Fürsorgearbeiten sind nur einige der Vorschläge, die Oxfam gehen das Problem aufzählt. Auf der ganzen Welt müssten zudem Konzerne und Menschen mit sehr großem Vermögen einen fairen Anteil zum Allgemeinwohl beitragen.

>>> Die gesamte Studie ist hier zu finden

(APA/AFP/Red. )

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