Kontroverse

Lars Eidinger posiert mit Luxustasche vor Obdachlosen

Eidinger, hier auf der Berlinale, erhitzt mit Kampagne die Gemüter.
Eidinger, hier auf der Berlinale, erhitzt mit Kampagne die Gemüter.(c) REUTERS (Hannibal Hanschke)
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Der deutsche Schauspieler entwirft Luxus-Einkaufssackerl im Aldi-Stil. Im Internet erntet er heftige Kritik.

Gemeinsam mit dem Designer Philipp Bree hat Lars Eidinger eine Tasche auf den Markt gebracht, deren Design an das der Einkaufstasche des deutschen Diskonters Aldi-Nord erinnert. Allerdings im Luxus-Format: Denn die Tasche von Eidinger kostet 550 Euro und ist aus hochwertigem Leder angefertigt. Zudem ist die Auflage limitiert, 250 Taschen soll es zu kaufen geben.

Auf diversen Social-Media-Kanälen promotete der Schauspieler das Designerstück. Dafür ließ er sich in verschiedenen Settings ablichten - unter anderem vor dem Schlafplatz eines Obdachlosen.

Die Kritik auf den sozialen Medien ließ nicht lange auf sich warten. Unter dem Hashtag #Eidinger entlud sich am Wochenende ein Shitstorm über ihn. „Finde ich ganz schlimm und zynisch. Mit Geld und Kreativität hätte man so viel Besseres machen können“ äußerte sich zum Beispiel eine Userin kritisch.

„Kein Luxusartikel"

Auch die „Zeit“ griff die Aktion in einem Kommentar auf. „Vielleicht wäre es ja hübsch, statt 250 Luxus-Aldi-Tüten mit Obdachlosen-Support zu verkaufen, einfach eine Corona von 250 Obdachlosen mit normalen Aldi-Tüten ins Adlon-Foyer zu führen“, hieß es vonseiten des Autors.

Eidinger selbst reagierte zunächst nicht auf die Kritik. In einem Interview, das er zuvor dem "Tagesspiegel" gegeben hatte, wollte er nicht von einem „Luxusartikel“ reden. Vielmehr deklarierte er seine Tasche explizit als „Mehrzwecktragetasche“. "Das ist überhaupt nicht als Luxusartikel gedacht, sondern eher als Hommage an die Dinge des täglichen Gebrauchs." Ob dies zynisch gemeint ist, wird er gefragt. „In eine Tasche, die man täglich benutzt, kann man durchaus investieren. Und sie ist ein Statement zu Fast Fashion. Deshalb war es uns so wichtig, den Aufdruck 'Mehrzwecktasche zum mehrmaligen Gebrauch' von der Aldi-Tüte zu übernehmen“, betonte er.

Tradition „Billig-Stil"

Tatsächlich hat dieser Modetrend bereits Tradition. 2017 brachte das Modehaus Balenciaga die Tasche „Arena“ heraus. Sie erinnerte an die „Frakta"-Tragetasche von Ikea, erwerbbar für über 2000 Dollar. Und aus Leder. Auch Louis Vuitton griff auf die Billigtaschen-Ästhetik zurück und schickte 2007 seine Models in PVC-Taschen mit Karomuster über den Laufsteg. Und das Modelabel Vetements lancierte 2017 ein T-Shirt für rund 350 Euro - mit Logo und im Design des Paketdienstes DHL.

Einen Shitstorm für eine Referenz zu Obdachlosen löste übrigens auch die Vogue-Redakteurin Elisabeth von Thurn und Taxis in 2015 aus. Sie hatte im Zuge der Modewoche in Paris ein Foto einer obdachlosen Person, die allem Anschein nach ein "Vogue"-Magazin liest, veröffentlicht

>> Zum „Zeit"-Kommentar

>> Zum „Tagesspiegel"-Interview

(APA/dpa/Red.)

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