Offenbar ist nicht nur Minister Faßmann irritiert durch Susanne Wiesinger, sondern auch ein ORF-Interviewer im Morgenjournal. Er unterbrach fast pausenlos und warf Wiesinger Naivität vor.
Viele politische Freunde hat die bisherige Ombudsfrau von Bildungsminister Heinz Faßmann wohl nicht mehr. Zuerst wandte sich Susanne Wiesinger vehement gegen die Politik der SPÖ, nun gegen die der ÖVP. Ihr erstes Buch, "Kulturkampf im Klassenzimmer", zeigt die Auswirkungen des konservativen Islam an Schulen auf. Ihr zweites, "Machtkampf im Ministerium", rechnet mit dem Kabinett im Bildungsministerium ab. Nun ist die ehemalige Lehrerin einer Wiener NMS medial wieder voll da.
Dabei muss man sagen, dass ihre Argumente, wie man sie am Wochenende hörte, nicht neu sind. In der "ZiB 2 am Sonntag" erklärte sie: Bund und Länder streiten darum, wer was zahlt - das ist nicht im Interesse der Schüler. Bund und Länder ordnen zu viele Maßnahmen an, die einander überlagern - das stört die Arbeit der Schulen. Direktoren dürfen zu wenig entscheiden - ideologische Positionen sind dem Ministerium wichtiger als Politik im Interesse der Kinder.
Soweit Wiesingers Kritik, die - leider ohne griffige Beispiele - natürlich Wichtiges anspricht. Dies war beim nächsten Interview der Ombudsfrau aber kaum Thema. Woran auch immer es lag: Montagfrüh war sie bei Ö1 zu Gast - und wurde beinahe feindselig behandelt.
Seit wann stört Journalisten die Kritik eines Insiders?
Ob sie einen Hang zur Übertreibung habe, wurde sie etwa gefragt. Und gleich zu Beginn stellte der Interviewer klar: Man könne nachvollziehen, dass Faßmann ihr Vertrauensbruch vorwerfe. Immerhin habe sie noch für das Ministerium gearbeitet, als sie ihre harte Kritik veröffentlichte.