Großbritannien

Nach Kritik von Johnson tritt BBC-Generaldirektor Hall zurück

Johnson will die BBC offenbar schwächen – zumindest finanziell.
Johnson will die BBC offenbar schwächen – zumindest finanziell. APA/AFP/POOL/BEN STANSALL
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Der britische Premier hatte sich zuletzt gegen das Finanzierungsmodell der Rundfunkanstalt gestellt. Er kritsierte die BBC auch als zu Brexit-kritisch.

„Boris Johnson hat die BBC im Visier“, titelte die NZZ Anfang Jänner, und schrieb dazu: „Johnson ist der erste Premierminister, der sich über die traditionellen Medien hinwegsetzen kann.“ Dass er sich nicht nur über den öffentlichen Rundfunk hinwegsetzen kann, sondern sein Verhalten auch personelle Folgen hat, zeigte sich nun: Der BBC-Generaldirektor tritt zurück. Mit der Begründung, er wolle den Weg für eine neue Person frei machen, die mit der Regierung über die BBC verhandeln wird. Das teilte Hall am Montag mit. Der neue Premierminister Boris Johnson hatte zuletzt scharfe Kritik an dem Finanzierungsmodells der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt geübt.

In seinem Brief verwies Hall auf die Verhandlungen einer Charta der BBC mit der Regierung bis 2027. Die Auseinandersetzungen mit der Regierung Johnsons erwähnt er nicht.

Johnson verweigert sich der BBC

Die Beziehung zwischen Johnsons Konservativen und der BBC gestaltet sich allerdings schon lange schwierig, weil sich der Premier weigerte, an Debatten und Interviews des Senders teilzunehmen. Johnson warf dem Rundfunk auch eine zu Brexit-kritische Berichterstattung vor, was Hall vehement zurückwies.

Johnson hatte bereits im Wahlkampf das Finanzierungsmodell der BBC infrage gestellt. Er habe zwar keine Pläne, die Rundfunkgebühren vollständig abzuschaffen, sagte er damals. Aber man müsse sich fragen, ob diese Art der Finanzierung langfristig sinnvoll sei.

Die BBC finanziert sich zu 75 Prozent aus den Gebühreneinnahmen, fast 3,6 Milliarden Pfund im Jahr. Den Rest steuert der Verkauf von Fernsehproduktionen bei. Werbung, wie sie bei anderen Sendern geschaltet wird, ist bei der BBC streng reguliert, damit die Anstalt nicht ihre staatlichzugewiesene Neutralität und ihre Reputation riskiert. Die BBC erreicht jede Woche mehr als 420 Millionen Menschen weltweit.

(Ag/red.)

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