Wort des Tages

Maulwurf

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Das Tier kann nichts dafür, dass sein Name heute für eingeschleuste Agenten steht.

Wirft der Maulwurf mit dem Maul? Nicht wirklich, aber er wirft einen Haufen auf, und der hieß auf Althochdeutsch Mul oder Mu, was wohl mit dem englischen „mound“ und dem bayrischen „Mugel“ (beides für Hügel) verwandt ist. Später wurde der Name umgedeutet, auf ein mittelhochdeutsches Wort für Erde (Molt, vgl. Mulch, aber auch Müll). So nennt man manche Maulwurfarten – aber auch andere, nicht nahe verwandte Säugetiere mit ähnlicher unterirdischer Lebensweise – Mulle. Ein etymologisch interessanter Fall also. Biologen begeistern sich eher für die Schnauze des Maulwurfs, mit der er nicht nur riecht, sondern auch taktile Reize spürt, vielleicht sogar elektrische Felder. Dafür sind seine Augen klein, er kann nur hell und dunkel unterscheiden. Er sieht die Welt weniger, als dass er sie sich ertastet.

Auf Tschechisch heißt er Krtek, „Krteček“ ist der Originaltitel der Zeichentrickserie „Der kleine Maulwurf“, deren Titelheld in einer Folge sogar mit einer Rakete fliegt. In der Folge „Der Maulwurf und die Musik“ sammelt er Töne aus der Natur und bäckt daraus eine Schallplatte. Nicht auf dieser ist der amerikanische Folksong „I Wish I Was a Mole in the Ground“, über den der Pophistoriker Greil Marcus schrieb: „Der Sänger will nichts sehen und von niemandem gesehen werden. Er will die Welt zugleich zerstören und überleben.“ (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2020)

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